Eigentlich waren Pekaris – südamerikanische Wildschweine – ihr Forschungsobjekt. Doch beim Beobachten dieser Tiere auf dem Cerrado-Plateau in Brasilien machten Biologen einen unerwarteten Fund: In Höhlen einer Sandstein-Formation fanden sie zahlreiche Malereien, die zwischen 4.00 und 10.000 Jahre alt waren. Sie müssen daher von sehr frühe Bewohnern dieser Region stammen, so die Forscher.
Das Cerrado-Hochland in Brasilien ist eines der größten Savannengebiete Südamerikas. Über mehr als zwei Millionen Quadratkilometer erstreckt die Mischung aus immergrünen Bäumen und Gräsern. Das Cerrado bietet mehr als 10.000 verschiedenen Pflanzenarten Lebensraum, dazu 200 Säugetierarten und zahlreiche Reptilien und Amphibien. Es gilt als einer der globalen Hotspots der Artenvielfalt, viele Tiere wie der Mähnenwolf, der Tapir oder die Weißbüschelaffen haben hier eines ihrer letzten Refugien.
Kein Wunder also, dass Biologen der Wildlife Conservation Society um Alexine Keuroghlian die Tierwelt dieser Savannenlandschaft intensiv erforschen. In ihrer aktuellen Studie folgten sie den Wanderungswegen von Pekaris, einer Art Wildschwein. Diese reagieren sehr sensibel auf Störungen ihres Lebensraums und sind daher wichtige Indikatoren. Doch als die Forscher mit Sendern markierten Pekaris folgten, stieße sie auf eine Sandstein-Formation mit ihnen zuvor unbekannten Höhlen.
Tierfiguren und geometrische Formen
An den Wänden dieser Höhlen entdeckten Keuroghlian und seine Kollegen zahlreiche bunte Malereien: Figuren von Gürteltieren, Hirschen, Großkatzen, Vögeln und Reptilien, aber auch von menschenähnlichen Figuren und geometrischen Formen. Aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit anderen steinzeitlichen Höhlenmalereien schlossen die Forscher, dass es sich um alte Darstellungen handeln musste. Die Biologen zogen daher die Archäologen Rodrigo Luis Simas de Aguiar und Keny Marques Lima hinzu.
Die Archäologen stellten schnell fest, dass die Zeichnungen tatsächlich zwischen 4.000 und 10.000 Jahren alt sind. Sie stammen von Jägern und Sammlern, die in der Steinzeit in dieser Region lebten. Der Stil der Zeichnungen ähnelt zwar in einigen Aspekten denen anderer Höhenmalereien Zentralbrasiliens, interessanterweise gibt es aber auch Parallelen zu Kunstwerken aus dem Nordosten des Landes, wie die Forscher berichten.
Die Forscher planen nun als nächstes Ausgrabungen des Höhlenbodens. Sie hoffen dadurch Werkzeuge und andere Relikte der Steinzeitkünstler zu finden und so mehr über diese Kultur zu erfahren. „Diese Funde bestätigen, dass es wichtig ist, das Cerrado-Ökosystem zu schützen – sowohl wegen ihres Naturerbes als auch wegen ihrer Kulturschätze“, kommentiert Julie Kunen, Leiterin der Wildlife Conservation Society in Lateinamerika. Nur so lasse sich das Erbe vergangener Zeiten in dieser Region für die Nachwelt erhalten.
(Wildlife Conservation Society, 08.11.2013 – NPO)