Die Braunerde ist der „Boden des Jahres 2008“: Diesen haben die Deutsche Bodenkundliche Gesellschaft (DBG) und der Bundesverband Boden (BVB) gemeinsam mit der Österreichischen Bodenkundlichen Gesellschaft anlässlich des Weltbodentages am 5. Dezember 2007 präsentiert. Das Kuratorium Boden des Jahres folgte dem Vorschlag österreichischer Kollegen, weil Braunerden in sehr vielfältigen Formen zusammen mit anderen Bodentypen vorkommen und ebenso vielfältig genutzt werden.
„Wir werden nur das schützen, was wir lieben, aber wir werden nur das lieben, was wir verstehen, und wir werden nur das verstehen, was wir gelernt haben“: Dieses bemerkenswerte Zitat von Baba Dinum aus dem Senegal erklärt, warum es uns Menschen viel leichter fällt, ein dankbares Gefühl für sauberes, klares Wasser und reine Luft zu entwickeln als für den Boden. Denn über diese ebenfalls unentbehrliche Lebensgrundlage wissen die meisten Menschen immer noch viel zu wenig, um die Verantwortung für seine schonende und sparsame Nutzung zu übernehmen.
Um das zu ändern und ein stärkeres „Bodenbewusstsein“ zu entwickeln, ist vor einigen Jahren die Aktion „Boden des Jahres“ gestartet worden. Nach der fruchtbaren Schwarzerde (2005), der im Norden vorkommende Fahlerde (2006) und dem nährstoffarmen, aber wunderschönen Podsol (2007) ist dieses Mal die weit verbreitete Braunerde zum Boden des Jahres gekürt worden.
Warum ist die Braunerde braun?
Typisch für die Braunerden ist, dass man immer sehr gut die verschiedenen Schichten, die so genannten Horizonte, erkennt. Unter dem humusreichen und dadurch dunklen Oberboden befindet sich ein deutlich braun gefärbter Horizont. Aber wie kommt dieser zu seiner intensiven Farbe?
„Verantwortlich dafür sind zwei wichtige und charakteristische Prozesse: Verbraunung und Verlehmung“, erklärt die Sprecherin des Kuratoriums Boden des Jahres, Professorin Dr. Monika Frielinghaus vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF). „Bei der Verbraunung wird durch die Verwitterung von silikatreichen Gesteinen Eisen freigesetzt. Dabei bilden sich Eisenoxide, die der Braunerde die typische Farbe geben. Unter Verlehmung versteht man die Neubildung von Tonmineralen.“
Feucht-warmes Klima als Voraussetzung
Beide Vorgänge sind an gemäßigtes humides, also feuchtes Klima gebunden und dauern sehr lange. Typische Braunerden aus Gneis oder Granit findet man beispielsweise unter naturnahen Laubwäldern im Bergland. Braunerden im Flachland entstanden dagegen oft aus sandigen oder lehmigen, steinigen Fließerden. Diese Braunerden sind oft unter Feldfrüchten zu finden.
Braunerde ist nicht gleich Braunerde
So unterschiedlich wie ihre Ausgangsgesteine und Entwicklungsbedingungen sind auch die Braunerden selbst: Sie können sowohl sehr nährstoffreich als auch extrem nährstoffarm sein.
Doch welche Funktionen erfüllen diese Böden für Mensch und Umwelt? Im Bergland werden Braunerden wegen der vielen Steine und der meist steilen Lagen oft als Forststandorte genutzt. Auch im Norddeutschen Tiefland wachsen auf armen Braunerden meist Nadelwälder, die vorrangig der Erholung dienen. Und wenn auf sandigen Braunerden Ackerfrüchte angebaut werden sollen, muss genug Regen fallen – und eine regelmäßige Düngung erfolgen.
Es gibt aber auch sehr fruchtbare Braunerden, die aus Löss oder Mergel entstanden sind. Vor allem in klimatisch günstigen Lagen wie im österreichischen Alpenvorland bringen diese dann meist hohe Erträge.
Relikte aus der Erdgeschichte
Braunerden sind aber nicht nur für die Land- und Forstwirtschaft wichtig, sie erfüllen auch Archivfunktionen. Interessant und ungewöhnlich zugleich ist beispielsweise das Vorkommen von Braunerde-Relikten in so genannten pannonischen Trockengebieten bei Wien oder sogar in den Wüsten Afrikas. Bodenforscher schließen daraus, dass in diesen Regionen während der Entstehung der Böden ein feuchtwarmes Klima geherrscht haben muss.
Klar wird anhand dieser Beispiele aber auch, warum sich in vielen Regionen der Erde gegenwärtig keine neuen Braunerden bilden können: Die klimatischen Verhältnisse lassen das einfach nicht zu. „Es handelt sich bei diesen Böden also um eine endliche Ressource, mit der wir unbedingt sorgfältig und verantwortungsvoll umgehen müssen – zumindest wenn wir Menschen diese zentrale Lebensgrundlage erhalten wollen“, so Frielinghaus resümierend.
Informationsmaterial
Kuratorium Boden des Jahres: Flyer, Plakate, CD’s zur Aktion und zu den verschiedenen Jahresböden über frielinghaus@zalf.de oder über das Museum am Schölerberg in Osnabrück, Tel. 0541- 56003-0
Links:
(Professorin Dr. Monika Frielinghaus, Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), 30.05.2008 – DLO)