Ökologie

Brücken für den Braunbären?

Neue WWF-Studie fordert größere, zusammenhängende und bessere Schutzgebiete

Eine kurzfristig betäubte Familie junger Braunbären mit drei Jährlingen. Zum Verhindern der Auskühlung während der kurzen Betäubungsphase wurden die vier Bären nahe zusammen gelegt. © Andreas Zedrosser

Nach Angaben des WWF droht fast jeder bekannten vierten Säugetier- und jeder dritten Amphibienart das endgültige Aus. Insgesamt sind 794 Tierarten akut vom Aussterben bedroht – dreimal so viele, wie in den gesamten 500 Jahren davor von der Erde verschwunden sind. Und das, obwohl die Zahl der Schutzgebiete in den vergangenen Hundert Jahren um das Zehnfache angestiegen ist, wie eine neue WWF-Studie zeigt.

„Das erscheint auf den ersten Blick paradox. Der Grund ist, dass viele Schutzgebiete diesen Namen nicht verdienen“, erklärt Stefan Ziegler, Artenschutzexperte beim WWF. „Sie werden schlecht oder gar nicht überwacht, berücksichtigen nicht die speziellen Ansprüche bedrohter Tiere, sind zu klein oder liegen wie Inseln unverbunden nebeneinander.“

Anlässlich der in Brasilien stattfindenden Konferenz zur Konvention über die biologische Vielfalt fordern die Umweltschützer von den Vertragsstaaten, Schutzgebiete stärker miteinander zu vernetzen und mehr finanzielle Mittel für deren Management bereit zu stellen.

100 Millionen für den Braunbärschutz

„Gebiete, die zwar geschützt, aber isoliert sind, können den Artenschwund kaum aufhalten. Braunbär, Tiger und Luchs brauchen Platz, um zu überleben – nur intakte Schutzgebiets-Netzwerke können ihnen diese geben“, so Ziegler weiter. Innerhalb dieser größeren und zusammenhängenden Gebiete können die Arten ihren natürlichen Wanderrouten folgen und Nahrung, Schutz und Fortpflanzungspartner finden. Zusätzlich beherbergen größere Gebiete existenzfähigere Populationen und eine Vielfalt an Lebensraumtypen. Sie sind außerdem widerstandsfähiger gegenüber großen Umweltstörungen wie Waldbränden und Überschwemmungen.

Beispiel Braunbär: Zwar gibt es in den Alpen etwa 50 bis 80 Tiere, doch diese leben voneinander räumlich isoliert. Ein Austausch ihrer Gene ist durch Autobahnen, kanalisierte Flüsse und Siedlungen in vielen Alpentälern nicht möglich. Hier gibt es für den Bären kein Durchkommen – er würde mehrere Brücke von etwa 80 Meter Breite brauchen, um beispielsweise von einer Seite des Inntals auf die andere zu kommen.

Der WWF schätzt, dass in den nächsten 20 Jahren insgesamt etwa 100 Millionen Euro nötig wären, um in den Alpen Gebiete zu vernetzen und so für den Braunbären zugänglich zu machen.

(WWF, 31.03.2006 – DLO)

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