Wer hat sie, wer braucht sie? Der Bedarf an Metallen und anderen mineralischen Rohstoffen ist gewaltig, aber nur die wenigsten werden dort gefördert, wo sie auch verarbeitet werden. Eine Studie deutscher Forscher listet die größten rohstoffproduzierenden Staaten auf und gibt auch an, wer am meisten exportiert und importiert. Eindeutiger Spitzenreiter bei der Produktion: China. Größter Exporteur und wichtigster Zulieferer für Deutschland sind jedoch andere Staaten.
Von der Autokarosserie bis zum Mobiltelefon – Metalle und ihre Erze sind wichtige Rohstoffe für zahlreiche Produkte. Bevor sie aber von der Industrie verarbeitet werden können, müssen Eisen, Aluminium und Kupfer, aber auch Gold, Seltene Erden oder Tantal erst einmal aus der Erde gefördert und zum Verarbeitungsort verkauft und transportiert werden. Kaum ein Land auf der Welt ist noch in der Lage, seinen Bedarf an diesen mineralischen Rohstoffen selbst zu decken. Manche Nationen wiederum sind als ausgesprochene Rohstoffproduzenten und -Lieferanten bekannt, die den Weltmarkt mit bestimmten Metallen versorgen.
China unangefochten auf Platz Eins
Einen Überblick über die Produzenten mineralischer Rohstoffe bietet nun eine neue Studie der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR). 180 Staaten sind darin nach ihrer Rohstoffproduktion und ihren Vorräten geordnet. Auch die internationale Bedeutung nach Importen und Exporten von Rohstoffen listet die Studie auf. Grundlage waren ausschließlich Metalle und Industrieminerale, kein Bestandteil der Studie waren Energierohstoffe wie Öl und Kohle, aber auch Uran.
Spitzenreiter im internationalen Vergleich ist der Studie zufolge China: In beiden erfassten Produktionsbereichen, dem Bergbau und der Raffinadeproduktion, liegt das Land unangefochten auf Platz Eins. Unter Raffinadeproduktion fallen Rohstoffe, die erst durch Weiterverarbeitung anderer Rohstoffe gewonnen werden, wie zum Beispiel Stahl und Zement. Aber auch durch Recyclingmaßnahmen zurückgewonnene Metalle wie Kupfer und Seltene Erden aus Elektrogeräten gehören in diesen Bereich.
Bekannt und berüchtigt ist China wegen seiner annähernden Monopolstellung bei den Seltenen Erden. Die Metalle aus dieser Gruppe stehen weltweit hoch im Kurs, da sie bislang unersetzlich für die Mikroelektronik sind – kein Handy kommt ohne sie aus. Entscheidender für Chinas Spitzenplatz ist aber vor allem die Eisenindustrie, außerdem gehören Kalk, Gold, Kupfer und Phospat zu den wichtigsten Rohstoffen des Landes. Der Gesamtwert der in China geförderten Rohstoffe allein betrug im Jahr 2010 118 Milliarden US-Dollar, bei den durch Raffination gewonnenen waren es sogar 625 Milliarden.
Riesige Produktion, kaum Export
Chinas riesige Produktion fließt allerdings kaum in andere Länder, sondern wird zum größten Teil von der wachsenden heimischen Wirtschaft verarbeitet. Demensprechend ist China kein starker Rohstoffexporteur – im Gegenteil: Das Land steht auch auf der Liste der Rohstoffe importierenden Staaten ganz oben. Vor allem Eisen, Kupfer und Aluminium kauft die chinesische Industrie aus anderen Staaten dazu.
Ganz anders dagegen Australien: Der kleinste aller Kontinente ist der drittgrößte Produzent, aber gleichzeitig der größte Exporteur mineralischer Rohstoffe. Besonders Eisen, Aluminium und Gold stammen von dort. Der Wert der aus Australien exportierten Rohstoffe betrug mit 108 Milliarden US-Dollar mehr als ein Viertel der gesamten weltweiten Rohstoffexporte.
Stahl-Standort Deutschland
Die deutsche Stahlproduktion ist hauptverantwortlich für Deutschlands 16. Platz in der Rangfolge der BGR-Studie – Deutschland ist noch immer ein bedeutender Stahl-Standort. Ebenfalls wichtige, in Deutschland produzierte Rohstoffe sind Aluminium, Kalk, Steinsalz und Zement. Kupfer wird ebenfalls produziert, aber bei weitem nicht in für die Industrie ausreichender Menge.
Kupfer und andere mineralische Rohstoffe müssen demnach importiert werden. Australien als weltgrößter Exporteur liegt als Zulieferer für Deutschland jedoch nur auf Platz Zwei. Erster ist hier Chile, das mit seinen großen Kupfervorkommen auch den deutschen Bedarf deckt. Durch seinen Reichtum an Kupfer liegt das südamerikanische Land auf Platz fünf der weltweiten Rohstoffproduzenten.
Drittwichtigster Lieferant für Deutschland nach Chile und Australien ist Rohstoffgigant China, trotz seiner eigenen niedrigen Exporte. Grund dafür sind Metalle wie Molybdän, Mangan, Zinn und besonders Wolfram als hoch-temperaturbeständiger Zusatz für die Stahlveredlung. Bei letzterem hat China eine ähnliche Vormachtstellung wie bei den Seltenen Erden: Über 90 Prozent des weltweit geförderten Wolframs stammen aus China.
Die vollständige Studie (pdf, 11MB) stellt die BGR auch zum Download zur Verfügung.
(BGR, 09.07.2014 – AKR)