Gemischte Bilanz: Der globale CO2-Ausstoß aus fossilen Brennstoffen steigt auch 2024 weiter – aber langsamer als 2023. Immerhin 22 Länder haben es geschafft, trotz wachsender Wirtschaft ihre CO2-Emissionen zu senken, wie das „Global Carbon Budget 2024“ aufzeigt. Fossile und Landnutzungs-Emissionen zusammen haben in den letzten zehn Jahren sogar ein Plateau erreicht. Allerdings: Geht der CO2-Ausstoß so weiter, wird das globale CO2-Budget für das 1,5-Grad-Ziel in sechs Jahren aufgebraucht sein.
Es geht zu langsam: Zwar versuchen viele Länder, ihren CO2-Ausstoß durch erneuerbare Energien, Elektroautos, Aufforstung und Dekarbonisierung der Industrien zu senken. Aber die Fortschritte sind mäßig – und nicht schnell genug, um die immer schnelleren und stärker spürbaren Klimaveränderungen zu stoppen. Auch Weltklimagipfel wie aktuell die COP29 bringen nur wenig wirksame Impulse. Wie die Welt in puncto CO2-Ausstoß aus fossilen Brennstoffen und Landnutzungsänderungen wie Entwaldung dasteht, ermittelt jedes Jahr das „Global Carbon Budget“-Projekt.
CO2-Aufwärtstrend noch ungebrochen
Für 2024 sieht die Bilanz gemischt aus. Die schlechte Nachricht: Auch in diesem Jahr wird der CO2-Ausstoß aus fossilen Brennstoffen weiter steigen – auf 37,4 Milliarden Tonnen CO2. Das entspricht einer Zunahme um 0,8 Prozent gegenüber 2023. Die CO2-Emissionen durch Entwaldung, Landwirtschaft und andere Landnutzungsveränderungen bleiben mit 4,2 Milliarden Tonnen etwa auf dem gleichen Wert wie in den Vorjahren. Zusammengenommen werden die Gesamtemissionen der Menschheit 2024 damit 41,6 Milliarden Tonnen erreichen.
„Obwohl die Auswirkungen des Klimawandels immer dramatischer werden, sehen wir noch immer kein Anzeichen dafür, dass der Höhepunkt der CO2-Emissionen überschritten ist“, sagt Studienleiter Pierre Friedlingstein von der University of Exeter. Der CO2-Gehalt der Atmosphäre wird in diesem Jahr den neuen Rekordwert von 422,5 parts per million (ppm) erreichen – 2,8 ppm mehr als 2023 und 52 Prozent mehr als in der präindustriellen Ära.
…aber Zunahme verlangsamt sich
Aber es gibt auch gute Nachrichten: Gegenüber 2023 hat sich der CO2-Ausstoß aus fossilen Brennstoffen immerhin verlangsamt. Betrachtet man das letzte Jahrzehnt, haben die fossilen Emissionen zwar weiter zugenommen, die aus der Landnutzung sind aber um 20 Prozent gegenüber früheren Dekaden gesunken, wie der Bericht zeigt. Dadurch haben die globalen Gesamtemissionen in den letzten zehn Jahren ein Plateau erreicht. „Die Zunahme des fossilen CO2-Ausstoßes wird durch die sinkenden Emissionen der Landnutzungsveränderungen kompensiert“, so der Bericht.
Ebenfalls positiv: 2024 haben große Emittenten wie die USA und die EU ihre CO2-Emissionen verringert – die USA um 0,6 Prozent und die EU um 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. China, das einen Anteil von 32 Prozent am globalen CO2-Austoß hat, emittiert 0,2 Prozent mehr als 2023 und verlangsamt damit zumindest seine CO-Emissionen. Insgesamt 22 Länder haben es zudem geschafft, trotz Wirtschaftswachstum ihre Emissionen zu verringern – vier mehr als im Vorjahr.
„Diese Trends lassen sich größtenteils durch die anhaltende Dekarbonisierung der Energiesysteme erklären, beispielsweise den Umstieg von Kohle zu Erdgas und von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien“, berichten die Forschenden. Auch das leicht verlangsamte Wirtschaftswachstum in der letzten Dekade trug dazu bei.
Fortschritte, aber nicht schnell genug
„Das zeigt Fortschritte im Kampf gegen den Klimawandel, ist aber nicht ausreichend, um die globalen Emissionen auf den nötigen Abwärtskurs zu bringen“, schreiben Friedlingstein und sein Team. Denn im Rest der Welt und auch im bevölkerungsreichen Indien ist der CO2-Ausstoß weiter angestiegen – wenn auch langsamer als zuvor. So hat sich die Zunahme in Nicht-OECD-Ländern von 4,9 Prozent im letzten Jahrzehnt auf 1,8 Prozent im Jahrzehnt seit 2014 reduziert.
„Um die globalen Emissionen auf den nötigen Abwärtskurs zu bringen, müssen die Klimaschutzbemühungen in allen Ländern beschleunigt werden“, sagt Friedlingstein. „Solange die Welt nicht die globalen Netto-Null-Emissionen erreicht, werden die Temperaturen weiter ansteigen und immer schwerwiegendere Folgen nach sich ziehen.“
CO2-Budget reicht nur noch sechs Jahre
Auch für das verbleibende CO2-Budget der Menschheit gibt es neue Zahlen: Bleibt der globale CO2-Ausstoß bei gut 40 Milliarden Tonnen pro Jahr, wird das noch verbleibende Emissionsbudget von rund 235 Milliarden Tonnen CO2 für das 1,5-Grad-Ziel in rund sechs Jahren aufgebraucht sein. Es besteht damit eine 50-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass dieser Schwellenwert der Erwärmung spätestens ab 2030 längerfristig überschritten wird. Dies bestätigt Schätzungen aus dem Jahr 2023 mit ähnlichen Ergebnissen.
Das CO2-Budget für eine Begrenzung der Erwärmung auf 1,7 Grad umfasst dem Bericht zufolge noch 585 Gigatonnen und wird in 14 Jahren aufgebraucht sein. Um zumindest noch das Zwei-Grad-Klimaschutzziel zu halten, darf die Menschheit noch 1.110 Milliarden Tonnen CO2 emittieren – eine Menge, die bei anhaltend hohen Emissionen in 27 Jahren erreicht wäre, wie Friedlingstein und sein Team ermittelten.
„Die Zeit für das Erreichen der Klimaschutzziele des Pariser Abkommens ist fast verstrichen“, so der Forscher. „Die Regierenden auf der COP29 müssen schnelle und tiefe Einschnitte bei den CO-Emissionen aus fossilen Brennstoffen bewirken, damit wir noch eine Chance haben, unter zwei Grad Erwärmung gegenüber präindustriellen Verhältnissen zu bleiben.“ (Earth System Science Data, 2024; doi: 10.5194/essd-2024-519)
Quelle: Global Carbon Budget 2024, University of Exeter