Steigende CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre machen das Meerwasser saurer und erschweren damit vielen marinen Tieren den Bau ihrer Kalkschalen und Skelette. Doch jetzt haben Wissenschaftler erstmals auch Profiteure entdeckt: Die Schalen von Hummern, Napfschnecken und Seeigeln der gemäßigten Breiten werden bei steigenden CO2-Werten dicker statt dünner. Das berichten sie in der Fachzeitschrift „Geology“.
Mit steigenden Kohlendioxidgehalten der Atmosphäre löst sich auch mehr CO2 im Ozean, als Folge wird das Meerwasser saurer. Dadurch stehen weniger Karbonat-Ionen im Wasser zur Verfügung, diese sind jedoch das wichtigste Baumaterial für Tiere, die Kalziumkarbonatschalen oder –skelette besitzen wie Korallen oder Muscheln. Bisher fürchteten Forscher daher, dass solche Organismen geschädigt werden könnten und damit langfristig auch das gesamte marine Ökosystem.
CO2-Gehalte bis zum Siebenfachen des jetzigen Werts
Doch jetzt haben Wissenschaftler der Woods Hole Oceanographic Institution (WHOI) festgestellt, dass dies beileibe nicht für alle marinen Kalkverbauer gilt. Die Forscher erhöhten in ihren Experimenten die CO2-Konzentrationen in der Aquariumsluft bis auf das siebenfache des jetzigen atmosphärischen Werts von rund 380 parts per million (ppm). Das sich im Meerwasser lösende CO2 führte zur Lösung des Aragonits, einer Form des Kalziumkarbonats, die Korallen und anderen marine Tiere als Schalenmaterial dient. In den Becken befanden sich 18 verschiedene Tierarten, die Kalziumkarbonat als Schalen oder Skelettmaterial verbauen.
Zunächst waren die Folgen wie erwartet: die Schalen von tropischen Seeigeln, Ufer- und Wellhornschnecken und einigen Muschelarten wurden immer dünner. „Wenn diese Lösung einige Zeit anhält, könnten diese Organismen ihre Schalen komplett verlieren“, erklärt Justin B. Ries, Leiter des WHOI-Forschungsteams. Zu den Verlierern gehörten außerdem auch wirtschaftlich wichtige Arten wie Sandklaffmuscheln und Austern, deren Schalendicke proportional zum Säuregehalt des Wassers abnahm.