GeoUnion

Das Taxi auf der Schiene

Vision RailCab

Die Kabinen lassen sich auf die Wünsche der Kunden anpassen. © Neue Bahntechnik Paderborn

Bestellst Du schon mal unseren Privatzug, Schatz? Eine Vision, die nach Wunsch der RailCab Entwickler an der Universität Paderborn bald Wirklichkeit wird. RailCabs, zu Deutsch Schienentaxis, sollen in Zukunft den Güter und Personenverkehr in Deutschland schnell, individuell und günstig machen. Sie vereinen Merkmale von herkömmlichen Zügen, dem Transrapid und Taxis in sich. Sie nutzen das vorhandene Schienennetz, ihr Antrieb jedoch basiert auf einem Magnetfeld, ähnlich dem Transrapid. Andererseits sind sie individuell buchbar wie ein Taxi und fahren ohne Zwischenhalt und Umsteigen zum Ziel. Mehrere Shuttles, die die gleiche Fahrtroute haben, schließen sich zu Konvois zusammen, um Energie zu sparen.

"Wenn wir nur drei Shuttles in einem Konvoi haben, sind wir bei 160 km/h vom Energieaufwand pro Person und Kilometer her günstiger als der ICE", erläutert Prof. Grotstollen. Er ist in der Fachgruppe Leistungselektronik und elektrische Antriebstechnik an der Entwicklung des Antriebsystems an der Universität Paderborn beteiligt.

Der bewegliche Sekundärspiegel während seiner Installation in den Laboren von Arcetri in Italien. Das Bild zeigt die 672 winzigen Magnete, die auf der Rückseite des Spiegels verteilt sind und die durch ein elektromechanisches Gerät gesteuert werden. Damit wird der Sekundärspiegel im zeitlichen Abstand von nur einer Tausendstel Sekunde so verformt, dass er Bildfehler erzeugt, die den Störungen durch die Atmosphäre entgegengesetzt sind und diese somit ausgleichen. © LBT Collaboration / R. Cerisola

Gegensätze ziehen sich an

Ein Magnetfeld, das in das Gleis eingebettet ist, treibt die automatisch gesteuerten Shuttles an. "Die so genannten Langstatoren bauen ein Magnetfeld auf, bei dem sich Nord- und Südpole immer gegenseitig abwechseln. Das Shuttle selber besitzt ebenfalls ein Magnetfeld mit Nord- und Südpolen", erklärt Grotstollen. Im Gleisbett liegen drei Magnetfelder ein wenig versetzt voneinander, die in zyklischer Folge an- und ausgeschaltet werden. "Dadurch bewegt sich das Magnetfeld entlang des Gleises und, da die Nordpole des Shuttles von den Südpolen des Statorfeldes angezogen werden, folgt das Shuttle dem wandernden Magnetfeld über das Gleis – eigentlich ganz einfach", meint Grotstollen.

Im Gegensatz zum Transrapid kann das Shuttle sein eigenes Magnetfeld manipulieren, so dass es schneller oder langsamer als das im Gleisbett erzeugte Feld ist. So kann ein Shuttle aus einem Konvoi ausscheren und der Konvoi sich wieder schließen.

Lebensbild des Hundsheim-Nashorns, rekonstruiert nach Knochenfunden (Ölbild) © C. C. Flerov / Sammlungen Senckenberg Weimar

Flexibles und individuelles Reisen

Das Konzept sieht vor, dass jeder individuell über Handy oder Internet seine gewünschte Reiseroute und -zeit an eine Agentur übermittelt, die die Streckenauslastung prüft. Sind zu viele Shuttles bereits angefordert, wird der Reisetermin mit dem Kunden neu abgestimmt. Die Agentur vermittelt auch Fahrgemeinschaften, wenn ein Shuttle dieselbe Route fährt und noch freie Plätze hat. Dies senkt natürlich die Kosten.

"Es sind verschiedene Größen vorgesehen. Wie in einem Baukastensystem lassen sich die einzelnen Aufbauten austauschen", erläutert Prof. Grotstollen, "größere Gruppen, Konferenzen oder Güter lassen sich so mit dem selben Fahrzeug befördern." Umsteigezeiten im Personenverkehr und tagelange Beförderungszeiten für Bahngüter gehören dann der Vergangenheit an. "Wir können natürlich Güter und Personenshuttles ohne Probleme im Konvoi fahren lassen. Die Fahrzeuge scheren bei ihren jeweiligen Bestimmungsorten aus und liefern die Fahrgäste und Güter am nächstgelegenen Bahnhof ab – ohne Umsteigen, ohne Wartezeiten", begeistert sich Grotstollen. So können auch wenig genutzte Strecken bedient werden.

Allerdings sind noch einige technische Probleme zu lösen, wenn – wie geplant – herkömmliche Züge und RailCabs dasselbe Schienennetz nutzen, denn: Magnetfelder spielen bei der Sicherheitsüberwachung im heutigen Bahnsystem eine große Rolle.

(Neue Bahntechnik Paderborn, 23.06.2003 – Kirsten Achenbach / DFG-Forschungszentrum Ozeanränder Bremen (RCOM))

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