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Dauerbrenner Kohle – Zukunft ungewiss

„Ein unentbehrlicher Energierohstoff, wenn er klimafreundlich eingesetzt wird“

Energierohstoff Kohle © USGS

Braun- und Steinkohlen sind in vielen Ländern die tragenden Säulen der Energiewirtschaft. Denn ihre Lagerstätten sind im Gegensatz zu anderen fossilen Energieträgern relativ gleichmäßig auf der Welt verteilt und auch der Kohlepreis hat sich in den letzten Jahren nicht so stark nach oben entwickelt wie der vom Erdöl. In Zukunft könnten die großen globalen Kohle-Ressourcen den Übergang in eine fossilfreie Energiewirtschaft erleichtern. Dazu müsste es jedoch gelingen, mithilfe von Brückentechnologien wie der CO2-Abscheidung und –Speicherung die Emission klimaschädlicher Treibhausgase bei der Verbrennung zu reduzieren.

„Kohle ist im Grunde genommen etwas ganz anderes als Erdöl und Erdgas“, erläutert Dr. Peter Gerling von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR). „Einerseits ist Kohle ein festes Gestein, andererseits ein Überbleibsel, aus dem das klimafreundlichere Erdgas bereits entwichen ist. Insofern darf es uns nicht wundern, dass in diesem Energieträger noch der ein oder andere weniger klimafreundliche Stoff verblieben ist“, ergänzt Gerling. So entsteht bei der Verbrennung von Kohle nicht nur das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2), sondern es gelangt – sofern nicht Vorsorge getroffen ist – zum Beispiel auch Schwefeldioxid in die Atmosphäre, das unter anderem für den Sauren Regen mitverantwortlich ist.

Lässt sich Kohle zukünftig klimafreundlich nutzen?

„Wenn es jedoch gelingt, die klimaschädlichen Emissionen bei der Verbrennung von Kohle zu reduzieren, wird sie uns den benötigten Freiraum auf dem Weg zur fossilfreien Volkswirtschaft verschaffen“, erläutert Gerling. Seiner Einschätzung nach sind die Technologien zur Abscheidung von CO2 aus dem Verbrennungsgas in Kraftwerken ausreichend entwickelt und die untertägigen Speicherpotenziale vorhanden. „Zur erfolgreichen Umsetzung ist neben den dringend erforderlichen Demonstrationsvorhaben jedoch insbesondere die Einbeziehung der weltgrößten CO2-Emittenten China und USA notwendig“, schränkt Gerling ein.

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Denn im Jahre 2005 verbrannte China über 2.000 Megatonnen Steinkohle, gefolgt von den USA mit knapp über 1.000 Megatonnen – dies sind zusammen immerhin fast zwei Drittel des weltweiten Verbrauchs. „Angetrieben durch die rasante Wirtschaftsentwicklung hat sich Chinas Steinkohleverbrauch in den letzten fünf Jahren in etwa verdoppelt“ bemerkt Gerling dazu und schließt die Fragen an: „Wie mag sich diese Tendenz in den nächsten Jahren entwickeln? Und was passiert in Indien?“ Denn der asiatische Subkontinent liegt, wenn auch noch mit großem Abstand, bereits jetzt auf Platz drei des Steinkohleverbrauchs, gefolgt von Südafrika, Japan und Russland.

Potenzial für 800 Jahre

Ein klarer Vorteil, der nach Gerling für die weitere Verwendung von Steinkohle spricht, ist die Höhe der Reserven von gut 745 Gigatonnen. Diese reichen beim augenblicklichen Verbrauch immerhin für weitere 150 Jahre. Darüber hinaus sind noch viele Lagerstätten bekannt, die sich aus Kostengründen oder fehlender Technik heute noch nicht rentabel fördern lassen. Diese Ressourcen umfassen weit über 4.000 Gigatonnen – was, bei heutigem Verbrauch, weitere 800 Jahre Energieerzeugung ermöglichen würde.

Weltweite Ressourcen von Stein- und Braunkohle (2005) © BGR

Bei der Braunkohle sieht die Perspektive ähnlich gut aus. Rund 207 Gigatonnen Reserven und fast 1.000 Gigatonnen Ressourcen sind derzeit bekannt, wobei die größten Reserven sich in Australien, Indien und den USA befinden. „Deutschland ist übrigens mit 178 Megatonnen im Jahr 2005 der weltgrößte Produzent von Braunkohle“ sagt Peter Gerling. „Die 6,6 Gigatonnen Reserven und mehr als 75 Gigatonnen Ressourcen reichen noch für viele Jahrzehnte Stromerzeugung“, so die Einschätzung des BGR-Rohstoffexperten. Insgesamt nahm Kohle im Jahr 2005 mit einem Anteil von etwa 28 Prozent – aufgeteilt in 25 Prozent Steinkohle und circa drei Prozent Braunkohle – die zweite Stelle hinter Erdöl beim weltweiten Primärenergieverbrauch ein.

Was die zeitliche Reichweite der Kohle anbetrifft, muss sich daher nach Einschätzung von Gerling niemand Sorgen machen. Im Gegenteil: Die immensen Mengen an Kohle eröffnen auch noch das Potenzial zur Herstellung von Erdölsubstituten – per Vergasung beziehungsweise Verflüssigung. „Der entscheidende Punkt bleibt aber natürlich die Entwicklung klimafreundlicher Technologien zur Verwertung der Kohle“, resümiert Gerling.

(Johannes Peter Gerling, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), 20.10.2006 – AHE)

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