Nach einer dreieinhalbjährigen Flugzeit hat die NASA-Raumsonde Dawn jetzt das erste Bild ihres Ziel-Asteroiden Vesta geschossen. Noch ist die Sonde rund eine Million Kilometer vom Gesteinsbrocken entfernt und dieser erscheint nur als weißer, leuchtender Fleck. Doch erstmals fliegt „Dawn“ jetzt nicht mehr blind, sondern navigiert „auf Sicht“. Im Juli dieses Jahres wird die Raumsonde den Asteroiden erreichen und erstmals hochaufgelöste Aufnahmen aus einer nahen Umlaufbahn liefern.
Die NASA-Raumsonde Dawn ist seit September 2007 unterwegs zu ihrem ersten wissenschaftlichen Ziel, dem Asteroiden Vesta. 2,6 Milliarden Kilometer und damit mehr als 43 Monate Flugzeit dauerte es, bis die Sonde in Sichtweite des unregelmäßig geformten Asteroiden angelangt. Dieser kreist jenseits der Umlaufbahn des Mars im Asteroidengürtel um die Sonne. Im Juli dieses Jahres wird Dawn den Asteroiden erreichen und in eine Umlaufbahn einschwenken. Nach etwa einem Jahr bricht die Mission dann auf zu ihrem zweiten Ziel: dem Asteroiden Ceres, den sie 2015 erreichen wird.
Sichtkontakt ermöglicht Navigation per Kamera
Die Aufnahme vom 03. Mai 2011 zeigt den Asteroiden Vesta, der einen Durchmesser von etwa 530 Kilometern hat, als weißen Punkt, umgeben von einigen Sternen. Mit dem Sichtkontakt können nun die Annäherung und das Einschwenken in die Umlaufbahn um Vesta mithilfe der sogenannten „Framing Camera“ erfolgen. „Wir fliegen nicht mehr blind“, erklärt Professor Ralf Jaumann vom DLR-Institut für Planetenforschung. Damit hat die Kamera bereits die erste von zwei Funktionen, die Navigation, erfolgreich unter Beweis gestellt. „Jetzt ist klar: Die Kamera funktioniert und erfüllt ihre Aufgabe als Navigator.“
Erkundung eines „unfertigen“ Planeten
Am 16. Juli 2011, so die Berechnungen, wird Vestas Anziehungskraft dann das Raumfahrzeug in seine Umlaufbahn ziehen und die Sonde etwa ein Jahr lang in einer Umlaufbahn um den Asteroiden kreisen. Noch liefert das Weltraumteleskop Hubble die besten Ansichten des Asteroiden – und offenbart etwa einen riesigen Krater auf seiner Südhalbkugel. Die genaue Oberflächenbeschaffenheit des Körpers wird jedoch erst Dawn sichtbar machen und so helfen, das Rätsel um die Entstehungsgeschichte des Protoplaneten zu lösen. Während sich andere große Asteroiden vor etwa 4,6 Milliarden Jahren zu den Planeten unseres Sonnensystem zusammenballten, blieb Vesta in ihrer Entwicklung stehen – als kleiner, „unfertiger“ Planet.
„Wir können es kaum erwarten, mit der Erkundung zu beginnen“, erklärt Carol Raymond, Dawn-Wissenschaftlerin am Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA. Dawns Kamerasystem soll erstmals Informationen über mineralogische Zusammensetzung und Beschaffenheit der Oberfläche liefern und das Erstellen topographischer Karten ermöglichen. „Aus der Anzahl der Krater werden wir auf das Alter der Asteroidenoberfläche schließen können“, erklärt Professor Harald Hiesinger vom Institut für Planetologie der Universität Münster. Von den Kameradaten erhoffen sich die Forscher zudem Erkenntnisse über die vulkanische Entwicklung von Vesta.
Die Mission DAWN wird vom Jet Propulsion Laboratory (JPL) der amerikanischen Weltraumbehörde NASA geleitet. Die University of California in Los Angeles ist für den wissenschaftlichen Teil der Mission verantwortlich. Das Kamerasystem an Bord der Raumsonde wurde unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau in Zusammenarbeit mit dem Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin und dem Institut für Datentechnik und Kommunikationsnetze in Braunschweig entwickelt und gebaut. Das Kamera-Projekt wird finanziell von der Max-Planck-Gesellschaft, dem DLR und NASA/JPL unterstützt.
(Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), MPI für Sonnensystemforschung, 12.05.2011 – NPO)