Verschobene Strömungen: Schuld an der starken Vergletscherung der Alpen in der letzten Eiszeit war nicht die Kälte aus dem Norden. Stattdessen führten feuchte Luftmassen aus dem Süden zu vermehrtem Schneefall, wie Forscher herausgefunden haben. Veränderte Luftströmungen über den Nordatlantik lenkten damals die Tiefdruckgebiete weit nach Süden ab, wie die Forscher im Fachmagazin „Nature Communications“ berichten.
Die letzte Eiszeit hatte ihren Höhepunkt vor rund 25.000 Jahren und ging vor 10.000 Jahren zu Ende. Mächtige Gletscher rückten dabei aus Skandinavien Richtung Mitteleuropa vor und überdeckten auch Teile Norddeutschlands. In den Alpen wuchsen durch vermehrten Schneefall ebenfalls die Gletscher. Was diesen Schneefall auslöste, war bisher unklar. Marc Luetscher von der Universität Innsbruck und seine Kollegen haben dies nun genauer untersucht.
Tropfsteine als Klimaarchiv
Um das Klima vergangener Zeiten zu rekonstruieren, nutzen die Wissenschaftler in der Regel verschiedene natürliche Archive wie beispielsweise Baumringe, Seesedimente oder Eiskerne. Für ihre Studie des eiszeitlichen Alpenklimas mussten die Forscher jedoch auf Tropfsteine in Höhlen zurückgreifen, da die meisten anderen natürlichen Klimaarchive durch die Erosion der Gletscher zerstört sind. „Tropfsteine, die sich in Höhlen über lange Zeit bilden, und dort vor Erosion gut geschützt sind, enthalten klimatische Signale, die man mithilfe geochemischer Untersuchungen entschlüsseln kann“, erläutert Luetscher.
Für die Messungen untersuchten die Forscher die Sauerstoffisotope in Tropfsteinen aus einer Höhle im westschweizerischen Sieben-Hengste-Massiv. Aus dem Verhältnis zwischen dem leichteren und dem schweren Isotop lassen sich Rückschlüsse auf die klimatischen Bedingungen in der Bildungszeit der Tropfsteine ziehen. Über die Verhältnisse der Uran- und Thorium-Isotope konnten die Forscher die Tropfsteinschichten zudem datieren.