Ein Südpol, der nicht eisig, sondern viel heißer ist als der Rest des Planeten – das haben Astronomen jetzt auf dem Neptun entdeckt. Mithilfe des Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte erstellten sie die erste Temperaturkarte des äußersten Planeten unseres Sonnensystems. Sie wurde jetzt in der Fachzeitschrift Astronomy & Astrophysics veröffentlicht.
Der Neptun umkreist die Sonne in einer rund 30 Mal größeren Entfernung als die Erde. Entsprechend gering ist die Intensität der Sonnenstrahlen, die auf dem Planeten noch ankommt: nur ein 900stel der Sonnenenergie, die die Erde tagtäglich erreicht. Doch selbst diese geringe Menge reicht schon aus, um dennoch extreme Temperaturunterschiede auf der Planetenoberfläche zu erzeugen, wie eine neue Studie gezeigt hat.
Südsommer erzeugt Wärmeinsel
Ein internationales Team von Astronomen nutzte das Spektrometer VISIR am Unit-Teleskop der Europäischen Südsternwarte in Chile um erstmals eine Temperaturkarte der untersten Atmosphärenschicht des Neptun zu erstellen. Dabei stießen sie auf einen heißen Fleck, der genau mit der Lage des neptunischen Südpols übereinstimmte. Während die durchschnittliche Temperatur auf dem Planeten bei minus 200 Grad Celsius liegt, ist sie am Südpol um zehn Grad höher.
Nach Ansicht der Astronomen lassen sich diese Unterschiede mit den Jahreszeiten auf dem Neptun erklären. Ein Neptunjahr dauert 165 Erdenjahre, seit rund 40 Jahren herrscht auf der Südhalbkugel des Planeten Sommer. „Der Südpol des Neptun ist zurzeit der Sonne zugewandt, ähnlich wie auch der irdische Südpol während des Sommers auf der Südhalbkugel“, erklärt Glenn Orton, Hauptautor der Studie. „Aber auf dem Neptun dauert der antarktische Sommer eben 40 Jahre statt nur ein paar Monate und in dieser Zeit kann die Sonneneinstrahlung große Temperaturunterschiede zwischen den Regionen mit kontinuierlichem Sonnenlicht und denen mit Tag-Nacht-Variationen erzeugen.“