Zu warm: Das Klima in Deutschland hat sich seit Beginn der Wetteraufzeichnungen um 1,6 Grad erwärmt, das Jahr 2019 war sogar das zweitwärmste Jahr – so die Klimabilanz des Deutschen Wetterdienstes. Der aktuelle Winter ist in Europa sogar der wärmste seit Beginn der Messungen. In Deutschland zeigt sich zudem ein Trend zu längeren Trockenphasen, die von überdurchschnittlich vielen Starkregenfällen unterbrochen werden – genau dies sagen Klimamodelle voraus.
Vor allem die letzten beiden Jahre haben gezeigt, dass der Klimawandel auch an Deutschland nicht spurlos vorübergeht. Der Sommer 2018 brach in puncto Hitze und Trockenheit zahlreiche Rekorde und auch 2019 war vielerorts zu trocken und zu heiß. Schon im letzten Jahr ergab ein Monitoringbericht der Bundesregierung zudem, dass die Lufttemperatur in Deutschland stärker gestiegen ist als im globalen Durchschnitt und dass auch Wetterextreme bereits messbar zugenommen haben.
1,6 Grad wärmer als 1881
Jetzt hat der Deutsche Wetterdienst (DWD) aktuelle Daten und Fakten zum deutschen Klima geliefert. Demnach liegt die Erwärmung in Deutschland inzwischen bei 1,6 Grad gegenüber dem Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. Zum Vergleich: Im globalen Schnitt liegt der Temperaturanstieg bei rund 1,1 Grad. Damit hat sich das Klima in Deutschland schon mehr erwärmt als im weltweiten Durchschnitt.
„Wir sind die erste Generation, die die Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels so umfassend messen, beobachten und wissenschaftlich analysieren kann“, sagt Gerhard Adrian, Präsident des DWD und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO). „Wir sind aber auch die erste Generation, die am eigenen Leib die Folgen der menschengemachten Erderwärmung erlebt.“
2019: Zu warm und sonnig
Konkret ergab die Bilanz des Jahres 2019: Das letzte Jahr war in Deutschland mit einer Mitteltemperatur von 10,3 Grad zusammen mit dem Jahr 2014 das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die Jahresmitteltemperatur lag 2,1 Grad höher als in der Referenzperiode von 1961-1990. Dabei waren elf der zwölf Monate des Jahres 2019 zu warm – nur der Mai war kühler als normal. Im Sommer hatten 24 Wetterstationen Höchstwerte von 40 Grad und mehr gemeldet.
Am stärksten erwärmt hat sich innerhalb Deutschlands das Bundesland Berlin, am kühlsten gegenüber dem Referenzzeitraum blieb es in Bayern. Das sonnigste Bundesland war auch 2019 Mecklenburg-Vorpommern, am wenigsten Sonnenstunden hat Nordrhein-Westfalen abbekommen. Insgesamt war das Jahr 2019 in Deutschland sonniger als im langjährigen Durchschnitt – es ist das fünftsonnigste Jahr seit 1951.
Mehr Starkregen und Sturmserien
Auch bei den Niederschlägen gibt es auffallende Trends: Während 2019 wie schon 2018 insgesamt zu trocken war, kam es zwischendurch zu Starkregenfällen, die auch im Sommer immer wieder für sintflutartige Regenfälle sorgten. „Das entspräche den Erwartungen der Klimaforscher, dass unsere Sommer künftig sehr stark geprägt sind durch eine Abfolge von Tagen mit extremen Niederschlägen und dann wieder längeren Trockenphasen mit Dürregefahr“, erklärt DWD-Experte Thomas Deutschländer.
Weitere Extreme waren die anhaltenden und starken Schneefälle am Nordrand der Alpen im Januar 2019, eine Serie von Sturmtiefs mit Orkanböen im März und das Sturmtief „Axel“ im Mai , das weiten Teilen Deutschlands „Jahrhundertregen“ brachte, so der DWD. Auch der Jahresanfang 2020 ist von solchen Sturmserien geprägt.
Zwei Grad Erwärmung schon bis 2029
„Alle diese Beobachtungen zeigen: Unser Wetter und auch Klima wird extremer – weltweit, in
Europa und hierzulande“, betont Adrian. „Die Stellschrauben drehen sich unverändert in die falsche Richtung!“ Denn auch global betrachtet war die vergangene Dekade von 2010 bis 2019 die wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Der Winter 2019/2020 ist nach ersten Daten wahrscheinlich sogar der wärmste je in Europa gemessene.
Und es könnte so weitergehen, wie die dekadische Vorhersage des DWD für das deutsche Klima bis 2029 zeigt. Demnach könnte es in diesem Jahr erneut in allen deutschen Regionen um 1,0 bis 1,5 Grad wärmer werden als im Mittel der Referenzperiode 1981-2010. Im Zeitraum von 2025 bis 2029 könnte die Erwärmung sogar 1,5 bis 2,0 Grad erreichen, so die Vorhersage. Bei den Niederschlägen erwarten die Meteorologen für 2020 zwar ein eher durchschnittliches Jahr, insgesamt könnte es aber bis 2025 weiterhin etwas zu trocken bleiben.
Quelle: Deutscher Wetterdienst