Keine guten Aussichten: Selbst wenn wir die globale Erwärmung auf zwei Grad begrenzen können, werden weite Teile der Welt erheblich trockener werden. Bis zu 30 Prozent der Landfläche könnten unfruchtbarer, karger und wüstenähnlicher werden, wie neue Klimaprognosen ergaben. Erster Leidtragender dieses Trends ist Südeuropa: Hier macht sich die zunehmende Aridität bereits unterhalb von 1,5 Grad Erwärmung bemerkbar, so die Forscher im Fachmagazin „Nature Climate Change“.
Schon jetzt mehren sich die Hinweise darauf, dass einige Regionen der Erde durch den Klimawandel immer trockener und heißer werden. Im Mittelmeerraum und in Kalifornien häufen sich bereits die Wald- und Buschbrände und es herrscht Wasserknappheit. Für Teile Spaniens, aber auch andere Regionen der Welt haben Klimaforscher schon wüstenähnliche Zustände für Ende dieses Jahrhunderts vorhergesagt.
Wann wird der Wandel spürbar?
Doch wann drohen die Niederschläge so knapp zu werden, dass sich die Wasserverfügbarkeit und das Klima in den verschiedenen Regionen spürbar und über die normalen Schwankungen hinaus ändert? Und bei wie viel Grad Erwärmung müssen wir mit diesem Wandel rechnen? Das haben nun Su-Jong Jeong von der Universität für Wissenschaft und Technologie in Shenzhen und seine Kollegen untersucht.
Für ihre Studie ermittelten sie in 27 Klimamodellen und bei zwei Emissionsszenarien das Verhältnis von Niederschlag zu Verdunstung für verschiedene Regionen der Erde von 1861 bis 2100. Als Schwellenwert werteten die Forscher den Zeitpunkt, an dem das 20-Jahresmittel dieses Verhältnisses über die normalen Klimaschwankungen hinaus kontinuierlich abnimmt.
Südeuropa als erstes betroffen
Das Ergebnis: Bereits bei einer globalen Erwärmung von 1,5 Grad gegenüber präindustriellen Werten wird sich die Aridität in einigen Gebieten substanziell ändern. Den Klimamodellen nach wäre ein Großteil des südlichen Europas als erster betroffen: Diese Region könnte bereits vor 2050 und bei weniger als 1,5 Grad Erwärmung in ein neues Klimaregime eintreten.
Erreicht die globale Erwärmung die zwei Grad-Marke, könnten bis zu einem Drittel der Landoberfläche unter verstärkter Trockenheit leiden. „Das betrifft Gebiete, in denen bis zu 24 Prozent der heutigen Weltbevölkerung leben“, so die Forscher. Zu den am stärksten betroffenen Gebieten gehören dann der Süden Afrikas und Australiens, aber auch weite Teile der USA sowie Mittel- und Südamerikas.
Verschiebung zu verstärkter Aridität
Wie die Forscher ermittelten, würden sich dadurch sechs Prozent der heute humiden Klimazonen in semiaride Regionen verwandeln, 15 Prozent der semiariden Gebiete wären dann aride Wüsten. Zudem würden 15 Prozent der heute bereits wüstenähnlichen Gebiete zu extrem trockenen, lebensfeindlichen Wüsten.
„Diese Verschiebung zu verstärkter Aridität bedeutet, dass dort dann noch weniger Wasser zur Verfügung steht und sich beispielweise heute moderat regenarme Gebiete in Trockenzonen verwandeln“, erklärt Jeongs Kollege Chang-Eui Park. „Dazu kommen dann vermehrte Dürren, die durch die normale jährliche Klimavariabilität verursacht werden.“ Für die in diesen Regionen lebenden Menschen bedeutet dies im Extremfall, dass ihnen ihre Existenzgrundlage verloren geht und sie ihre Heimat verlassen müssen – als Klimaflüchtlinge.
Zwei Drittel könnten verhindert werden
Doch nach Ansicht der Forscher gibt es eine Chance, diese Prognosen zumindest abzumildern: Wenn es gelänge, die Erwärmung auf unter 1,5 Grad zu beschränken. „Zwei Drittel der betroffenen Regionen könnten eine signifikante Austrocknung vermeiden, wenn die Erwärmung auf 1,5 Grad beschränkt wird“, sagt Koautor Manoj Joshi von der University of East Anglia.
Allerdings: Schon jetzt hat die globale Erwärmung die Ein-Grad-Marke erreicht – und der internationale Klimaschutz hat bisher kaum Fortschritte gemacht. Erst vor Kurzem ermittelten Klimaforscher nur noch eine Chance von rund fünf Prozent für das Erreichen des Zwei-Grad-Klimaschutzzieles. (Nature Climate Change, 2017; doi: 10.1038/s41558-017-0034-4)
(University of East Anglia, 02.01.2018 – NPO)