In Ungarn ist eine neue Art von kreidezeitlichen Dinosauriern entdeckt worden, die zuvor als nur in Asien und Nordamerika verbreitet galt. Da Europa zu dieser Zeit größtenteils überflutet war, müssen die Tiere damals diese Region von Insel zu Insel „hüpfend“ besiedelt haben. Diesen ersten Beleg für eine solche Ausbreitung beschreibt ein ungarisch-chinesisches Forscherteam jetzt in „Nature“.
Die Ceratopsia waren quasi die „Nashörner“ unter den Dinosauriern der Kreidezeit: Mit ihren dicken Knochenpanzern an Kopf und Rücken waren die massigen Pflanzenfresser durchaus wehrhaft. Zu ihnen gehörte beispielsweise auch der bekannte Triceratops mit seinem hornbewehrten Kopfpanzer. Typisch für diese vielgestaltige Gruppe ist ein schnabelähnlicher vorspringender Oberkieferknochen. Nahezu alle Funde von Ceratopsia-Fossilien stammen aus Ostasien und dem westlichen Nordamerika, daher galt ihre Verbreitung in der Kreidezeit bisher als auf diese Regionen begrenzt.
Erstes Ceratopsier-Fossil Europas
Doch jetzt haben Wissenschaftler um Attila Ősi vom Ungarischen Museum für Naturgeschichte in Budapest und Xing Xu vom Institut für Wirbeltierpaläontologie und Paläoanthropologie in Peking eine neue Art eines Ceratopsia entdeckt – weder in Nordamerika noch in China, sondern in Ungarn. Das eindeutig als Vertreter dieser Dinosauriergruppe identifizierte Fossil stammt aus der späten Kreidezeit und hat deutlich erkennbare Hörner im Kopfbereich. Die neue Spezies ist damit der erste Vertreter der Ceratopsia, die jemals in Europa entdeckt worden sind.
Erstes Indiz für Artenaustausch durch „Inselhüpfen“
Wie aber ist der Dinosaurier dorthin gekommen? Ungarn und der ein Großteil des restlichen Europa lagen damals weitgehend unter Wasser, nur eine Reihe von Inseln ragte aus dem flachen Meer. Wenn der Ceratopsier, wie die Forscher annehmen, aus Asien eingewandert ist, muss er demnach von Insel zu Insel vordringend nach Westen gelangt sein. Das neue Fossil wäre damit auch das erste Indiz dafür, dass auch in der späten Kreidezeit ein Austausch von Tierarten zwischen Asien und Europa möglich war – durch ein solches „Inselhüpfen“.
(Nature, 27.05.2010 – NPO)