Geowissen

Dinosaurier: Der Tod kam doch aus dem All

Neue Daten bestätigen Chicxulub-Einschlag vor 65 Millionen Jahren als Ursache für Massenaussterben

Die mehr als zehn Meter mächtigen Sandsteinschichten an der Kreide-Tertiär-Grenze in der Gegend nördlich von Monterrey in Nordmexiko. Die auffällige hell-dunkle Bänderung zwischen den beiden Pfeilen resultiert wahrscheinlich von hin und her gehenden Strömungen der Tsunamis im Golf von Mexiko, die durch den Meteoriteneinschlag verursacht wurden. © Universität Erlangen-Nürnberg

Das Ende der Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren brachte nicht der Vulkanismus oder ein allmählicher Klimawandel, sondern tatsächlich der Einschlag eines Meteoriten. Neue Belege dafür hat jetzt ein internationales Forscherteam in „Science“ veröffentlicht. Sie widerlegen auch These von einer zeitlichen Lücke zwischen Impakt und Aussterben und zeigen, dass das Aussterben der Dinosaurier genau mit dem Chicxulub-Impakt begann.

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Am Übergang von der Kreidezeit zum Tertiär vor 65 Millionen Jahren vollzog sich eines der größten Massenaussterben der Erdgeschichte, das auch das Zeitalter der Dinosaurier beendete. Aber war die Ursache der Einschlag eines gigantischen Meteoriten oder doch vielleicht verheerende Vulkanausbrüche? Bis heute diskutieren Forscher darüber, was damals zwei Drittel aller Tier- und Pflanzenarten auf der Erde auslöschte und das Zeitalter der Dinosaurier beendete.

Meteoriteneinschlag oder Deccan-Trapp-Vulkanismus?

Vor 30 Jahren entdeckten Geologen die ersten stichhaltigen Belege für einen Meteoriteneinschlag zu dieser Zeit. Seit 20 Jahren kennt die Wissenschaft auch dessen Einschlagstelle: Ein 200 Kilometer großer Krater bei Chicxulub in Südmexiko. Der Meteorit, der dort einschlug, maß vermutlich rund zehn Kilometer im Durchmesser und raste mit einer Geschwindigkeit von bis zu 20 Kilometern pro Sekunde auf die Erde zu, der mehr als zwanzigfachen Geschwindigkeit einer Gewehrkugel. Der aufgewirbelte Staub und die freigesetzten schwefelhaltigen Gase verdunkelten den Himmel über dem gesamten Planeten und verursachten unter anderem eine jahrelang anhaltende Kälteperiode, der viele Arten zum Opfer fielen.

Diese Theorie vom todbringenden Meteoriteneinschlag hat in der Fachwelt jedoch nicht nur Befürworter. Der größte Widerspruch kam vor einigen Jahren von der Universität Princeton, USA. Die amerikanischen Forscher machen extrem starken Vulkanismus in Indien, die so genannte Deccan Trapps, für das Ende der Dinosaurier und der anderen Arten verantwortlich. Der gewaltige Ausstoß von Klimagasen und schwefelaerosolen soll das Klima allmählich verändert und so das Aussterben verursacht haben. Ihr Hauptargument dabei ist, dass das Aussterben erst 300.000 Jahre nach dem Einschlag bei Chicxulub eingesetzt haben soll.

Keine zeitliche Lücke nach dem Einschlag

Um diese Zweifel auszuräumen, hat nun ein Team aus mehr als 40 WissenschafterInnen aus Europa, den USA, Mexiko, Kanada, und Japan unter Leitung des Geologen Peter Schulte von der Universität Erlangen-Nürnberg die neuesten Daten analysiert und relevante Studien ausgewertet. Die neuen Untersuchungen des internationalen Forscherteams widerlegt die von Princeton postulierte zeitliche Lücke.

„Die Vulkanausbrüche in Indien begannen schon 500.000 Jahre bevor das weltweite Massensterben einsetzte – ohne dass sich gravierende Auswirkungen auf die globale Artenvielfalt zeigten“, so Schulte und seine Forscherkollegen. Die Wissenschaftler aus Europa, den USA, Mexiko, Kanada und Japan konnten unter anderem nachweisen, dass erst am Übergang von der Kreidezeit zum Tertiär zahlreiche Pflanzen- und Tierarten schlagartig ausstarben und zwar genau zeitgleich mit dem Meteoriteneinschlag. Die zeitliche Lücke von 300.000 Jahren zwischen dem Einschlag des Meteoriten und dem Massensterben hat es nicht gegeben, erklären die Forscher.

Gesteinsabfolgen in Kraternähe ungeeignet

„Die Gegner der Meteoriten-Theorie stützen sich bei ihren Behauptungen hauptsächlich auf wenige Gesteinsablagerungen rund um den Krater, die angeblich diese Lücke zeigen“, so Schulte. „Bei einem Meteoriteneinschlag dieser Größe wird eine Energie freigesetzt, die millionenfach höher ist als die der größten jemals getesteten Atombombe. Der Einschlag löste gewaltige Erdbeben, riesige Rutschungen und Tsunamis aus, die vor allem im heutigen Golf von Mexiko zu chaotischen Gesteinsabfolgen führten. Somit sind die Gesteinsschichten direkt im Bereich von Chicxulub sicherlich am wenigsten geeignet, um die genaue Reihenfolge der Ereignisse vor 65 Millionen Jahren aufzuklären.“

Noch rund 4.500 Kilometer vom Krater entfernt finden sich Spuren des Meteoriteneinschlags, wie diese Aufnahme aus einem Bohrkern beweist. Die roten und grünen Partikel sind Kalkstein- und Dolomitbruchstücke, die durch den Meteoriteneinschlag herausgeschleudert wurden und nach 15 bis 30 Minuten über dem Atlantik niederregneten. Sie zeigen eine Art Fingerabdruck der Gesteine im Chicxulub-Krater auf der Yucatan-Halbinsel in Südmexiko. © Universität Erlangen-Nürnberg

Millionenfach größere Energie als Atombombe

Modelle des Chicxulub-Impakts zeigen, dass die bei diesem Ereignis freigesetzte Energie jene der größten jemals getesteten Atombombe millionenfach übertrifft. Ein Einschlag dieser Größe löste gewaltige Erdbeben aus, die riesige Rutschungen und Tsunamis im heutigen Golf von Mexiko zur Folge hatten und dort zu chaotischen Gesteinsabfolgen führten. Weitaus besser eignen sich deshalb Gesteinsabfolgen in größerer Entfernung vom Krater. In ihrer Studie zeigen die Forscher, dass der Meteorit sogar in mehreren tausend Kilometern Entfernung eine Art Fingerabdruck in Form von winzigen Bruchstücken typischer Gesteine der Einschlagstelle in Südmexiko hinterlassen hat.

Darüber hinaus passe auch der Ablauf des Artensterbens genau zu den globalen ökologischen Folgen des Meteoriteneinschlags, erklärt Schulte. Plötzlich einsetzende jahrelange Dunkelheit und Kälte wirkten sich gleichermaßen auf Land- und Meeresbewohner aus. Dies war katastrophal für die Pflanzen und Tiere, die ohne Licht nicht überleben können und somit besonders verheerend für Organismen mit einem hohen Nahrungsbedarf.

(Universität Erlangen-Nürnberg, Universität Wien, 05.03.2010 – NPO)

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