Zwischen Wettbewerbsdruck und Dopingmittelmissbrauch von Athleten besteht ein unmittelbarer Zusammenhang, so eine neue Studie der Universität Witten/Herdecke. „Je dichter die Leistungen der Topathleten zusammen liegen, desto eher neigen Sportler dazu auf Dopingmittel zurück zu greifen“, erklärt Frank Tolsdorf, der zusammen mit Alexander Dilger (Universität Münster) die Studie verantwortet.
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Die Wirtschaftswissenschaftler untersuchten insgesamt 154 Fälle nachgewiesenen Dopingmissbrauchs in insgesamt 12 Disziplinen der Jahre 1999 bis 2003. Sie konnten dabei zeigen, dass es sich bei den gedopten Athleten nicht um „kleine Fische“, sondern tatsächlich um die Leistungselite des internationalen Sports handelt: Unter den positiv getesteten Athleten befanden sich 5 Weltrekordler, 6 Olympiasieger, 11 Weltmeister, 8 Kontinentalrekordler, 8 Kontinentalmeister, 24 Nationalrekordler und 11 Nationalmeister: „Die Liste mit den des Dopings überführten bzw. verdächtigten Athleten liest sich wie das „Who is Who“ der Sportszene“, erklärt Frank Tolsdorf. Neben den überführten Dopingsündern Tim Montgomery (Weltrekordhalter über 100-Meter), Kelli Withe (zweifache Sprint-Weltmeisterin) und David Millar (Zeitfahr-Weltmeister), steht auch Marion Jones (fünffache Medaillengewinnerin bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney) unter Verdacht, illegale und leistungssteigernde Präparate benutzt zu haben.
Die Vermutung, dass diese Fälle nur die Spitze des Doping-Eisberges sind, wird durch die Studie der beiden Forscher eindeutig gestützt: „Unmittelbar vor den Olympischen Spielen zeigt die Studie, dass von einem „sauberen Sport“ weiterhin keine Rede sein kann“, so Tolsdorf. Auch das Sportjahr 2004 sei bereits wieder geprägt von schweren Dopingverstößen von Top-Sportlern (Fußball-EM in Portugal, Tour de France).