Umwelt

Dünger kann tropische Böden unfruchtbar machen

Studie warnt vor falscher und forcierter Düngung in den Tropen und Subtropen

Düngerstreuer im Einsatz © agrarfoto.com / WWF

Noch nie wurde weltweit so viel Dünger verwendet wie heute. Denn die mineralischen Nährstoffe gelten als Schlüssel zu reichen Ernten. Doch der vermeintliche Segensbringer hat auch Schattenseiten, vor allem für die Regionen in den Tropen und Subtropen. Das zeigt eine Studie der Heinrich-Böll-Stiftung und der Naturschutzorganisation WWF: Demnach hat eine falsche Nutzung von Mineraldüngern dort fatale Auswirkungen auf die Qualität der Böden und gefährdet damit mittel- und langfristig die Ernährungssicherheit ganzer Regionen.

Gerade in Zeiten hoher Preise für Nahrungsmittel und knapp einer Milliarde hungernder Menschen wird der Ruf nach Intensivierung, einem starken und schnellen Anstieg der landwirtschaftlichen Produktion immer lauter. Was liegt da näher, als mehr zu düngen? Gerade in den Ländern des afrikanischen Kontinents, in denen der Ertrag pro Hektar häufig niedrig und die Nachfrage nach Nahrungsmitteln sehr groß ist erscheint dies sinnvoll. Unter anderem deshalb sieht auch die African Development Bank ein Mehr an Düngung als eines der erfolgversprechendsten Mittel, um die landwirtschaftliche Produktion zu steigern und Ernährungssicherheit zu erlangen.

Boden wird unfruchtbarer – trotz und wegen des Düngers

Doch ganz so einfach ist es offensichtlich nicht, wie jetzt die Studie der Heinrich-Böll-Stiftung und der Naturschutzorganisation WWF aufzeigt. Denn die spezielle Beschaffenheit der Böden in den Tropen und Subtropen erfordere ein umfassendes Bodenmanagement, einfach nur viel Dünger könne dagegen längerfristig schaden. So führe der vermehrte Einsatz gerade von Stickstoffdüngern zu Bodenversauerung, die das Pflanzenwachstum hemme. „Der synthetische Stickstoff zerstört die Bodenfruchtbarkeit, eine zentrale Grundlage der Landwirtschaft und gefährdet ganze Ökosysteme“, warnt Birgit Wilhelm, Referentin für nachhaltige Landwirtschaft beim WWF.

Gleichzeitig wird verstärkt Humus abgebaut, der für die Verfügbarkeit von Nährstoffen und Wasser besonders wichtig ist. Fehlt der Humus, werden die Nährstoffe mit jedem Regen ausgewaschen. „Es ist daher eine grundlegend falsche Entscheidung, wenn einzelne afrikanische Regierungen bis zu 70 Prozent ihres Agrarbudgets für die Subventionierung von Dünger ausgeben, statt in ein nachhaltiges Bodenmanagement zu investieren“, so Christine Chemnitz, Referentin für internationale Agrarpolitik in der Heinrich-Böll-Stiftung. Nur wenn der Humus in den Böden erhalten bleibt, sind sie langfristig ertragreich und können einen Beitrag im Kampf gegen Hunger und Armut leisten.

Kostenfalle für Kleinbauern

„Die immensen Investitionen in mineralische Düngemittel, wie sie derzeit forciert werden, sind kontraproduktiv und führen allenfalls zu sehr kurzfristigen Ertragssteigerungen“, sagt Wilhelm. Der Boom der Düngemittel nütze vor allem den großen Agrarkonzernen, die in Afrika umfassende Lobbyarbeit leisten. Dagegen bedeute der vermehrte Einsatz von synthetischen Düngermitteln für Kleinbauern ein ernstes Risiko, so das Ergebnis der Studie. „Kleinbauern zahlen heute für eine Einheit Dünger doppelt so viele Einheiten Nahrung als vor zehn Jahren, obwohl die einseitige Düngung kaum zu Ertragssteigerungen führt. Die Konsequenz: Kleinbäuerliche Produzenten landen häufig in der Schuldenfalle“, so Chemnitz.

„Die Herausforderung besteht darin, Dünger so zu nutzen, dass sie langfristig zu einem Aufbau der Bodenfruchtbarkeit führen. Auf synthetischen Stickstoff kann weitestgehend verzichtet und durch Alternativen ersetzt werden“, so Wilhelm. Andere Nährstoffe müssten in den Kontext einer umfassenden Bodenfruchtbarkeitsstrategie integriert werden. Zentral dafür seien Techniken, die die Erhaltung und den Aufbau von Bodenhumus gewährleisten wie etwa Kompostierungsverfahren, tierische Dünger, Agroforstwirtschaft, Gründüngung und Intensivbrache.

Die Studie zum Download

(WWF/ Heinrich-Böll-Stiftung, 23.05.2013 – NPO)

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