Geowissen

Eifel: Hotspot ist noch aktiv

Auffallende Untergrundbewegungen sprechen für ein Aufsteigen von Magma im Mantelplume

Laacher See
Der Vulkan-Hotspot unter dem Laacher See könnte wieder aktiv sein – darauf deuten Untergrund bewegungen hin. © René Schröder /CC-by-sa 4.0

Verborgener Supervulkan: Es gibt neue Indizien dafür, dass der vulkanische Hotspot unter der Eifel noch aktiv ist. Demnach hebt und dehnt sich der Untergrund in der Vulkanregion zurzeit stärker als irgendwo sonst in Nordwesteuropa, wie Forscher anhand von GPS-Messnetzen ermittelt haben. Diese Eifel-Anomalie könnte auf ein Aufsteigen von Magma unter der Eifel hindeuten. Ob das allerdings zu einer Eruption führt und wann, bleibt vorerst offen.

Unter den Hügeln und Maaren der Eifel liegt ein Supervulkan verborgen – ein vulkanischer Hotspot, dessen letzter großer Ausbruch vor rund 12.000 Jahren halb Europa mit Asche überzog. Seither herrscht weitgehend Ruhe, die Eifelvulkane gelten als schlafend. Doch in jüngster Zeit mehren sich Hinweise darauf, dass sich im Untergrund durchaus noch etwas tut. Davon zeugen unter anderem mehrere schwache Erdbebenserien.

Weitere „Lebenszeichen“ des Eifel-Hotspots haben nun Forscher um Corné Kreemer von der University of Reno aufgedeckt. Für ihre Studie werteten sie den bislang umfangreichsten Datensatz von tausenden GPS-Messungen in Nordwesteuropa aus. Für die Zeit von 2000 bis 2019 ermittelten sie darüber für das gesamte Untersuchungsgebiet, wie stark sich der Untergrund in den verschiedenen Regionen in vertikaler und horizontaler Richtung bewegt hat.

Hebung
Über GPS-Daten ermittelte Hebung und Dehnung des Untergrunds im Bereich der Eifel. © Corné Kreemer / University of Nevada

Anomal starke Hebung

Das Ergebnis: „Die Eifel ist das einzige Gebiet in ganz Nordwesteuropa, indem sich der Untergrund signifikant stärker bewegt hat als erwartet“, berichtet Kreemer. Demnach zeigt ein Großteil des Rheinischen Schiefergebirges inklusive der Eifel eine Hebung, die nicht allein durch das langsame Zurückfedern der Erdkruste nach der letzten Eiszeit zu erklären ist. Stattdessen hebt sich der Untergrund in der Eifel um rund einen Millimeter pro Jahr mehr als er dürfte.

Hinzu kommt: „In dem Gebiet, das sich hebt, finden wir auch eine signifikante horizontale Dehnung, die von einem strahlenförmigen Muster der Verkürzung umgeben ist“, berichten die Wissenschaftler. „Kein anderes Gebiet in Nordwesteuropa zeigt eine solche Kombination von signifikanter Hebung und Dehnung.“ Diese Anomalie hat ihr Zentrum unter der Eifel, reicht aber bis nach Luxemburg, in den Osten Belgiens und den Süden der Niederlande hinein.

Aufsteigendes Magma im Hotspot

Nach Ansicht von Kreemer und seinem Team spricht dies dafür, dass der Mantelplume unter der Eifel aktiv ist und möglicherweise allmählich wieder aufsteigt. In einem solchen Hotspot steigt besonders heißes Magma aus dem unteren Erdmantel auf und kann sich wie ein Schneidbrenner durch die Erdkruste brennen. Im Falle der Eifel galt dieser Hotspot bislang als ruhend, aber möglicherweise steigt nun doch wieder Magma auf, wie die Messungen nahelegen.

Das bestätigte auch eine ergänzende Modellsimulation, in der die Forscher die Auswirkungen eines Mantelplumes rekonstruierten, der mit seinem „Kopf“ an die Unterseite der Lithosphäre in rund 50 Kilometer Tiefe stößt – die Untergrenze der noch festen Erdplatte. Die im Modell beobachteten Bewegungen an der Erdoberfläche stimmten gut mit den gemessenen überein, wie sie berichten.

Besteht das Risiko einer Eruption?

Was aber bedeutet dies für die Eifel? „Wenn wir alle Indizien zusammennehmen, scheint klar, dass sich unter dem Herzen Nordwesteuropa etwas zusammenbraut“, konstatiert Kreemer. „Ein aufsteigender Mantelplume könnte die Untergrundbewegungen und auch die beobachteten Erdbebenmuster erklären.“

Das aber heißt zunächst nur, dass der Eifel-Hotspot ein aktives System ist, wie die Forscher betonen: „Das bedeutet nicht, dass eine Explosion oder ein Erdbeben unmittelbar bevorsteht oder dass ein Ausbruch in diesem Gebiet überhaupt noch einmal stattfinden muss“, sagt Kreemer. Zudem haben frühere Studien bereits gezeigt, dass der katastrophale Ausbruch am Laacher See vor gut 12.000 Jahren sich erst mehrere tausend Jahre lang anbahnte, bevor es zur Eruption kam.

Dennoch halten Kreemer und seine Kollegen es für durchaus ratsam und sinnvoll, die Eifel weiter zu überwachen und zu untersuchen: „Dann können wir die möglichen Risiken besser verstehen und quantifizieren.“ (Geophysical Journal International, 2020; doi: 10.1093/gji/ggaa227)

Quelle: Royal Astronomical Society (RAS)

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