Klima

Ein neuer El Niño steht bevor

Pazifisches Klimaphänomen könnte globale Temperaturen weiter in die Höhe treiben

El-Nino-Vorzeichen
Schon im April 2023 lagen die Meerestemperaturen im östlichen Pazifik höher als normal. Seither sind sie weiter gestiegen und kündigen einen El Niño an.© NOAA Climate.gov

Es wird heißer: Schon in den nächsten Wochen könnte sich im Pazifik ein neuer El Niño entwickeln, prognostiziert unter anderem die Weltmeteorologie-Organisation WMO. Dieses Klimaphänomen verursacht eine anomale Erwärmung des tropischen Pazifik und beeinflusst das Klima weltweit. Als Folge könnten die globalen Temperaturen 2023 neue Rekordwerte erreichen. Außerdem drohen Australien und Südasien gravierende Dürren, während in Nord- und Südamerika sintflutartiger Regen fallen kann.

Das Klimaphänomen des El Niño beeinflusst nicht nur die Temperaturen im tropischen Pazifik, es hat auch weltweite Auswirkungen. Denn die alle paar Jahr wiederkehrende Klimaanomalie verändert großräumige Luftströmungen und erhöht das Risiko schwerer Dürren in Australien und Südasien. Nord- und Südamerika müssen hingegen mit Starkregen, verstärkter Erosion und stärkeren Tropenstürmen rechnen.

Auch die Temperatur der Ozeane und der Welt insgesamt liegen in El-Niño-Jahren höher als sonst. Im Jahr 2016 machte der letzte starke El Niño dieses Jahr zum bisherigen Spitzenreiter der weltweiten Klimarekorde. In den letzten drei Jahren dominierte allerdings das kalte Gegenstück zum El Niño – eine von den australischen Megabränden 2019/2020 geförderte La Niña.

Prognosen
Auf Messdaten und Modellen beruhende Prognosen für einen El Niño im Jahr 2023. © NOAA Climate.gov / Emily Becker

Vorzeichen für eine neue Warmphase

Jetz bahnt sich erneut ein starker El Niño an: Messdaten aus dem äquatorialen Pazifik zeigen, dass die Temperaturen dort bereits 0,4 Grad über dem langjährigen Mittel für diesen Monat liegen. „Dies ist nur noch 0,1 Grad von der 0,5-Grad-Schwelle entfernt, die für El-Niño-Bedingungen nötig ist“, erklärt Nat Johnson von der US National Atmospheric and Oceanic Administration (NOAA). „Auch die Temperaturen der tieferen Wasserschichten haben sich erhöht – sie liefern damit das warme Wasser für einen sich entwickelnden El Niño.“

Auch die World Meteorological Organization (WMO) sieht klare Vorzeichen für einen neuen El Niño. Sie beziffern die Chance für einen Begin dieser Klimaanomalie schon in den nächsten Wochen auf rund 60 Prozent, bis September auf bis zu 80 Prozent. Modelle anderer Forschungseinrichtungen sehen sogar eine 90-prozentige Wahrscheinlichkeit. Zwar zeigen die Luftströmungen über dem tropischen Pazifik bisher noch nicht die El-Niño-typische Veränderungen. Diese könnte aber demnächst eintreten – und damit offiziell eine El-Niño-Phase einläuten.

„Erhöhte Wahrscheinlichkeit für neue Klimarekorde“

„Die Welt sollte sich auf einen neuen El Niño vorbereiten“, sagt WMO-Generalsekretär Petteri Taalas. Denn die Auswirkungen dieser Klimaanomalie seien weltweit zu spüren. „Wir haben gerade die acht wärmsten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen hinter uns – obwohl es in den letzten drei Jahren eine kühlende La Niña gab. Ein neuer El Niño wird wahrscheinlich zu einem erneuten Sprung in der globalen Erwärmung führen und die Wahrscheinlichkeit für neue Klimarekorde erhöhen.“

Noch ist unklar, wie stark der kommende El Niño ausfallen wird. Es gibt aber Indizien dafür, dass die Anomalie intensiver ausfallen könnte: „Die aktuelle Chance für einen starken El Niño mit einem Indexwert von mehr als 1,5 Grad liegt zurzeit bei rund 55 Prozent und zeigt steigende Tendenzen“, berichtet Johnson. Schon jetzt prognostiziert die WMO für dieses Jahr erhöhte Temperaturen für alle Landflächen und nahezu alle Meere.

Sollten sich diesen Prognosen bestätigen, dann könnte das für einige Regionen der Erde ein schwieriges Jahr werden. Anderen könnte es dagegen Erleichterung verschaffen: „Der El Niño könnte die Dürre am Horn von Afrika und andere mit La Niña verknüpfte Auswirkungen lindern, aber auch mehr Wetter- und Klimaextreme mit sich bringen“, sagt Taalas. Besonders Australien, Indonesien und Teile Südasiens müssen sich dann auf Hitze und Trockenheit einstellen.

Quelle: World Meteorological Organization (WMO), National Atmospheric and Oceanic Administration (NOAA)

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