Gesellschaft

Ein Planet der Städte

76 Prozent der Weltbevölkerung leben heute in urbanen Gebieten

Stadtplanet
Unser Planet ist von Ballungsräumen und Städten geprägt – der Anteil der STadtbevohner wächst immer mehr. © dimazel/ Adobe stock

Immer stärkere Ballung: Drei Viertel der Weltbevölkerung leben inzwischen in Städten – dies entspricht 5,6 Milliarden Menschen weltweit, wie der aktuelle „Atlas of the Human Planet“ der EU zeigt. Seit 1975 hat sich zudem die Zahl der urbanen Zentren verdoppelt, die der Millionenstädte und Megacities sogar verdreifacht. Inzwischen lebt jeder achte Mensch in einer dieser Großballungsräume. Besonders stark hat die Urbanisierung dabei in Asien zugenommen.

Der Trend ist nicht neu: Schon seit Jahrzehnten werden die Städte immer größer, die Siedlungsdichte vieler Regionen wächst. Als Folge dehnen sich die urbanen Zentren immer mehr aus und verschlingen dabei auch wertvolles Ackerland. Gleichzeitig verbrauchen die Ballungsräume enorme Mengen an Energie und Ressourcen. Vor allem in Asien wachsen die Millionenstädte rasant.

Urbanisierung
Anteil der Stadtbewohner nach Ländern. © JRC/ Atlas of the Human Planet

76 Prozent sind Stadtbewohner

Wie hoch der Anteil der Ballungsräume weltweit inzwischen ist und wie sich die Urbanisierung im Detail entwickelt hat, zeigt nun der aktuelle „Atlas of the Human Planet“ des Joint Research Center der Europäischen Union. Für ihn haben Forscher mithilfe spezieller Algorithmen die Urbanisierungstrends in 240 Ländern weltweit von 1975 bis 2015 ausgewertet. Als urban klassifizieren sie dabei Siedlungen ab 5.000 Einwohnern.

Das Ergebnis: 76 Prozent der Weltbevölkerung leben inzwischen in den Städten – das entspricht 5,6 Milliarden Menschen. Insgesamt hat sich die Zahl der Menschen in urbanen Zentren seit 1975 um 2,9 Milliarden erhöht. Im gleichen Zeitraum hat sich auch die Zahl der Städte weltweit verdoppelt – von 6.975 auf 13.189, wie der Atlas aufzeigt. Pro Kopf kommen inzwischen auf jeden Menschen rund 98 Quadratmeter bebaute Fläche.

Jeder achte Mensch lebt in einer Millionenstadt

Am stärksten zugenommen haben die Ballungsräume und Megacities mit mehr als fünf Millionen Einwohnern. Ihre Zahl hat sich seit 1975 mehr als verdreifacht – auf inzwischen 71 solcher Millionenmetropolen. „Diese sehr großen Ballungsräume machen zusammen weniger als ein Prozent aller urbanen Zentren aus, aber in ihnen leben 828 Millionen Menschen – das entspricht 23 Prozent aller Stadtbewohner weltweit“, berichten die JRC-Forscher. Insgesamt lebt heute jeder achte Mensch in einer dieser Millionenstädte.

Die meisten dieser Großballungsräume liegen in Asien: Dort haben sich seit 1975 14 Ballungsräume zu Megacities mit mehr als zehn Millionen Einwohnern entwickelt, 20 zu Multimillionenstädten und mehr als 100 zu Großstädten mit mehr als einer Million Einwohnern, so der Atlas. Zum Vergleich: In Europa, Südamerika und Nordamerika wuchs im gleichen Zeitraum nur je eine Stadt zur Megacity heran.

Deutschland ist eher unterdurchschnittlich

Auch auf Länderebene hat die Urbanisierung zugenommen – wenn auch nicht überall in gleichem Maße. Deutschland gehört mit einem Anteil von 70 Prozent Stadtbewohnern zu den Ländern mit unterdurchschnittlicher Urbanisierung, wie der Atlas verrät. Hierzulande gibt es demnach 86 urbane Zentren, davon 18 mit mehr als 300.000 Einwohnern. Nur fünf Städte erreichen jedoch mehr als eine Million Einwohner.

Weltweit gehört Deutschland damit zu den 96 Ländern, in denen zwischen 50 und 76 Prozent der Menschen in Städten leben. Unter 50 Prozent liegt der Anteil der Stadtbevölkerung nur noch in 36 Ländern, darunter Namibia, Kambodscha oder Sri Lanka.

Das andere Extrem sind Länder mit einer Urbanisierung von mehr als 90 Prozent. Ihre Zahl hat sich seit 1975 von 16 auf 32 verdoppelt. Zu diesen hochurbanisierten Staaten zählen unter anderem Japan, Südkorea, Hongkong und Singapur, aber auch Ägypten, Eritrea, Kuwait oder die Vereinten Arabischen Emirate. Innerhalb der EU ist Malta das Land mit der stärksten Verstädterung, gefolgt von Großbritannien mit 85 Prozent und den Niederlanden mit 82 Prozent. (Atlas of the Human Planet 2019; doi: 10.2760/445233)

Quelle: European Commission, Joint Research Centre (JRC)

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