Geowissen

Einschlags-Relikte in Muscheln entdeckt

Vor zwei bis drei Millionen Jahren könnte ein Meteorit in Florida eingeschlagen sein

Mikrotektit
Diese winzigen Kügelchen aus Gesteinsglas entdeckte ein Forscher im Innerrn von Muscheln. Sie zeugen davon, dass vor zwei bis drei Millionen ein Meteorit in Florida eingeschlagen sein könnte. © Kristen Grace/ Florida Museum

Ungewöhnlicher Fund: Im Inneren fossiler Muscheln haben Forscher Zeugnisse für einen bisher unbekannten Meteoriteneinschlag in Florida entdeckt. Die Muscheln enthielten winzige Kügelchen aus Gesteinsglas – typische Zeugnisse eines Impakts. Auch ihre chemische Zusammensetzung deutet auf einen extraterrestrischen Ursprung hin. Demnach könnten vor zwei bis drei Millionen Jahren einer oder mehrere Meteoriten auf oder nahe der Florida-Halbinsel niedergegangen sein.

Während Einschlagsspuren auf dem Mond über Jahrmillionen deutlich sichtbar bleiben, ist dies auf der Erde anders. Die Erosion durch Wind und Wasser, aber auch die Vegetation sorgen schnell dafür, dass Krater und andere Impaktspuren verschwinden. Häufig verraten dann nur noch subtile Spuren wie beispielsweise winzige Kügelchen aus Gesteinsglas, sogenannte Mikrotektite, dass es einst einen Einschlag gab.

Mikrotekitite
Mikroskop-Aufnahme eines der in den Muscheln entdeckten Mikrotektiten. © Mike Meyer/ Meteoritics and Planetary Science

Mini-Kügelchen in Uralt-Muscheln

An einem eher ungewöhnlichen Ort hat Mike Meyer von der Harrisburg University in Pennsylvania solche Mikrotektite entdeckt. Noch zu Studienzeiten hatte er gemeinsam mit Kollegen in Florida Bänke fossiler Muscheln untersucht – eigentlich auf der Suche nach Mikrofossilien in deren Inneren. Doch als er einige der Muscheln öffnete und das in ihnen angesammelte Sediment durchsiebte, entdeckte er darin winzige Kügelchen.

„Sie stachen wirklich heraus. Denn Sandkörner sind typischerweise eher unregelmäßig, kartoffelförmig“, sagt Meyer. „Aber ich fand immer wieder diese winzigen, perfekten Kugeln.“ Mehr als 80 dieser rund 200 Mikrometer kleinen Kügelchen hatte Meyer am Schluss gefunden. Doch zunächst wusste niemand, worum es sich handelte. Mehr als zehn Jahre lang bewahrte er sie auf, bis er sie vor kurzem widerfand und analysierte.

Zeugen eines Einschlags

Das überraschende Ergebnis: Die Kügelchen waren extraterrestrischen Ursprungs. Ihre physikalischen Merkmale und ihre Anreicherung mit exotischen Metallen sprechen dafür, dass es sich um Mikrotektite handelt – winzige Zeugnisse eines Meteoriteneinschlags. Die Kügelchen entstanden, als die enorme Energie des Einschlags Gestein schmelzen und verdampfen ließ und in große Höhen schleuderte. Dort erstarrten die Gesteinstropfen zu den kleinen Kügelchen, bevor sie wieder zur Erde hinabfielen.

Die jetzt identifizierten Mikrotektite sind die ersten jemals in Florida gefundenen und die ersten, die in fossilen Muscheln entdeckt worden sind. „Das hat mich wirklich umgehauen“, sagt Meyer. Datierungen zufolge wurden die Kügelchen vor rund zwei bis drei Millionen Jahren abgelagert. Die Forscher vermuten, dass damals einer oder mehrere Meteoriten auf oder nahe dem Florida-Plateau eingeschlagen sein muss.

Impakt im Salzstock?

Rätselhaft ist allerdings bisher, warum die Mikrotektite ungewöhnlich viel Natrium enthalten. Normalerweise verdampft dieses eher flüchtige Element jedoch, während ein Meteorit durch die Erdatmosphäre stürzt. Es sei daher eher unwahrscheinlich, dass das Natrium vom Impaktor mitgebracht wurde, so Meyer und seine Kollegen. Sie vermuten eher, dass es vom Einschlagsort stammt.

„Der hohe Natriumgehalt der Mikrotektite ist spannend, denn er deutet auf einen relativ nahen Einschlagsort hin“, erklärt Meyer. „Als der Meteorit einschlug, traf er wahrscheinlich ein Steinsalzvorkommen oder den Ozean.“ Beides spreche für einen Einschlagsort in oder nahe bei Florida. „Aber wir benötigen erst noch mehr Material und Fundorte, um die Quelle dieser Mikrotektite bestätigten zu können“, betonen die Forscher. Sie vermuten, dass sich noch mehr dieser Kügelchen aus Gesteinsglas in den Muschelbänken der Region verbergen könnten. (Meteoritics & Planetary Science, 2019; doi: 10.1111/maps.13299)

Quelle: Florida Museum of Natural History

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