Geowissen

Einschlagskrater vor der Küste Kanadas entdeckt

Neue Analysen bestätigen seltenen Fund eines Kraterrings am Meeresboden

Bathymetrische Karte der Corossol-Struktur - deutlich sind Kraterring und Zentralberg zu erkennen. © Lajeunesse et al. / Wiley

Vor der Küste Kanadas haben Geoforscher einen bisher unbekannten Meteoritenkrater entdeckt. Der rund vier Kilometer große und knapp 200 Meter tiefe Krater entstand wahrscheinlich bei einem Einschlag vor mehreren Millionen Jahren – das genaue Alter ist noch unklar. Der Fund von Einschlagskratern im Meer ist bisher eine Seltenheit, die meisten bekannten Krater liegen an Land.

Dass die Erde immer wieder von Asteroiden und sogar Kometen getroffen wird, ist nichts Neues. Vor allem in der Frühzeit des Sonnensystems gingen unzählige bei der Planetenbildung übrig gebliebene Brocken auf unseren Planeten nieder. Die meisten Krater solcher Einschläge sind aber heute längst durch Erosion zerstört und einebnet. Während an Land dennoch einige Krater erhalten blieben oder zumindest anhand von Landschaftsformen und geologischen Merkmalen erkennbar sind, hat man am Grund der Ozeane bisher kaum Spuren alter Einschläge gefunden. Auch, weil der Meeresgrund erst in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten genauer mit den Mitteln der modernen Technik kartiert und untersucht wird.

Eine solche Kartierung hat auch am Grund des kanadischen Sankt-Lorenz-Golfs eine zuvor unbekannte Struktur zutage gefördert. Geologen entdeckten dort rund zwei Kilometer südlich der Corossol-Insel bereits im Jahr 2001 eine ringförmige Erhebung von rund vier Kilometern Durchmesser. Lange blieb aber unklar, worum es sich bei dem unter mehr als 40 Metern Wasser liegenden Gebilde genau handelte. Kanadische Forscher haben nun weitere seismische und bathymetrische Daten ausgewertet und zusätzlich Gesteinsproben untersucht, die im Bereich dieser Struktur entnommen wurden.

Typischer Kraterring mit Zentralberg

Die neuen Untersuchungen bestätigen, dass es sich bei dieser Struktur höchstwahrscheinlich um einen Meteoritenkrater handelt. Typisch dafür ist der hoch aufragende Kraterring, in dessen Mitte sich ein Zentralberg aufwölbt. Eine solche komplexe Kraterform entsteht, wenn bei einem größeren Einschlag der Untergrund zurückfedert. „Der Übergang zu solchen komplexen Kratern erfolgt auf der Erde bei rund vier Kilometern Durchmesser“, erklären Patrick Lajeunesse von der Université Laval und seine Kollegen. Damit passe der Corossol-Krater genau ins Schema.

Lage des Corossol-Kraters im Sankt-Lorenz-Golf vor der Küste von Quebec © gemeinfrei

Indizien für einen Hochgeschwindigkeits-Einschlag sind nach Ansicht der Forscher auch die vielen Risse und Verwerfungen im Untergrund des Kraters. Die Zusammensetzung der Gesteinsproben spricht ebenfalls dafür. So fanden sich darin winzige Kügelchen und Tröpfchen aus erstarrtem Gesteinsglas – ein Zeichen dafür, dass dieses Gestein bis auf mindestens 1.620 Grad Celsius erhitzt worden sein muss, wie die Wissenschaftler erklären. Die äußere Form der Glastropfen und die Verteilung des ebenfalls im Gestein gefundenen Pyrits deuten zudem darauf hin, dass die Tropfen erstarrten, während sie durch die Luft geschleudert wurden.

Zu alt für den umstrittenen Dryas-Einschlag

Die spannende Frage, wann sich der Einschlag ereignete, der diesen Krater schuf, können die Forscher allerdings bisher nur ungenügend beantworten. „Der einzige Weg, das absolute Alter der Corossol Struktur zu bestimmen, besteht darin, die Mineralien in den beim Einschlag transformierten Gesteinen zu datieren“, erklären sie. Doch die bisher gewonnene winzige Gesteinsprobe reicht nicht aus, um diese Tests durchzuführen. Immerhin gelang es ihnen aber, anhand der geologischen Merkmale den Einschlagszeitpunkt grob einzugrenzen.

Demnach muss der Impakt irgendwann in der Zeit von 470 bis 2,6 Millionen Jahren geschehen sein. Das ist noch nicht sonderlich genau, reicht aber aus, um eine Behauptung zu entkräften, die erst vor wenigen Monaten aufgestellt wurde. Mukul Sharma vom Dartmouth College in Hanover und seine Kollegen hatten im September 2013 die Corossol-Struktur als Beleg dafür herangezogen, dass vor rund 12.900 Jahren ein Meteoriteneinschlag den Kälteeinbruch der sogenannten Jüngeren Dryas-Periode einleitete. Ob es einen solchen Impakt damals tatsächlich gab, ist bis heute stark umstritten, die Beweise dafür sind eher dünn bis nicht existent.

„Ihre Interpretation basiert auf einer falschen Lesart unserer vorläufigen Ergebnisse, die wir 2011 auf einer Konferenz vorgestellt haben“, so Lajeunesse und seine Kollegen. Denn damals habe man noch nicht alle geologischen Merkmale mit in Betracht gezogen und daher sei auch ein Alter jünger als 2,9 Millionen Jahre noch als möglich erschienen. Das aber sei nun endgültig widerlegt, betonen die Forscher. (Meteoritics & Planetary Science, 20143; doi: 10.1111/maps.12224)

(Wiley, 08.01.2014 – NPO)

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