Auf Enceladus, einem der Monde des Saturn, herrscht eisige Kälte. Aber offensichtlich nicht überall: Denn jetzt haben Daten der Cassini-Sonde gezeigt, dass es einen „Hotspot“ am Südpol des Mondes gibt. Das macht Enceladus zumindest für die Astronomen nun zu einem reichlich heißen Eisen.
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Der Saturnmond Enceladus misst nur 500 Kilometer im Durchmesser, sein Inneres besteht zu 55 bis 60 Prozent aus Gestein. Die Oberfläche jedoch ist von nahezu reinem Wassereis bedeckt. Schon vor einiger Zeit haben Astronomen entdeckt, dass auf Enceladus manchmal gewaltige Fontänen aus Eis in die Höhe steigen. Das Eis wird dabei so weit ins All hinaus geschleudert, dass sogar die Nachbarmonde noch damit bedeckt werden.
Gibt es flüssiges Wasser unter der Oberfläche?
„Die Eispartikel sind wie Rauch, Eisrauch”, erklärt William B. McKinnon von der Washington Universität in St. Louis. „Die meisten Himmelskörper dieser Größe sind geologisch tot, aber das ist ein klarer Hinweis auf geologische Aktivität. Cassini hat auch aktives Ausstoßen von Wasserdampf entdeckt. Und das hat wissenschaftlich höchst spannende Spekulationen und Fragen aufgeworfen.“ So beispielsweise, ob die Geysire tatsächlich auf Eisvulkanismus zurückgehen, welcher Mechanismus die Fontänen genau antreibt und natürlich die größte Frage von allen: Wenn es Wasser auf Enceladus gibt – existiert dort vielleicht auch Leben?
„Ich glaube es nicht“, so McKinnon. „Die stärksten Belege dagegen sind Messungen, die zeigen, dass die Fontänen kein Natrium enthalten. Wenn die Quelle der Fontänen flüssiges Wasser wie auf der Erde wäre, müssten sie nachweisbare Mengen Natriums enthalten. Denn Grundwasser fließt durch Gestein und nimmt dabei chemische Spuren der Mineralien auf, die es passiert. Daher gibt es keinen offensichtlichen Hinweis auf einen Ozean aus flüssigem Wasser unter der Oberfläche.“
Die neuen Daten von Cassini, die McKinnon nun ausgewertet hat, könnten die Wissenschaftler bei ihren Fragen einen Schritt voran bringen. Denn die Daten enthüllen die Existenz eines heißen Flecks am Südpol des Saturnmonds. Normalerweise liegt die Temperatur an den Polen bei etwa minus 220 Grad Celsius, doch der Hotspot am Südpol ist mindestens 100 Grad wärmer.
Gezeitenwirkung als Aktivator
Diese Entdeckung passt gut zur zurzeit favorisierten Theorie zur Entstehung der Fontänen: Nach dieser sind Schwerkrafteinwirkungen des benachbarten Saturnmondes Dione die Ursache für so genannte Gezeitenbewegungen. Enceladus steht mit Dione in einer Resonanz, einer Art gekoppelten Bewegung. Jedes Mal, wenn Dione den Saturn einmal umkreist, tut dies Enceladus genau zweimal und passiert den größeren Mond daher regelmäßig.
Diese wiederkehrenden Schwerkrafteinflüsse von Dione, aber auch vom Saturn selbst, erzeugen Reibungen und Verwerfungen in der Kruste des Enceladus und produzieren damit gerade ausreichend Wärme, um die Fontänen auszulösen. Ein ähnlicher Mechanismus wirkt auch auf dem Jupitermonden Io und Europa. Bei ersterem entsteht dadurch der heiße Silikatvulkanismus, bei letzterem bilden sich immer wieder frische Risse in der Kruste des Eisozeans, der ihn bedeckt.
Nächste Chance im März
„Man muss nur wenig Hitze entwickeln, um Eis aktiv werden zu lassen”, erklärt McKinnon. „Es muss gar nicht so heiß werden wie auf Io. Die heißen Stellen auf Enceladus sind minus 100 Grad kalt oder etwas wärmer und damit immerhin doppelt so warm wie die Umgebung. Wir können noch immer nicht genau sagen, wie warm die Hotspots wirklich sind, aber im März werden wir es wahrscheinlich erfahren.“
Denn im März 2008 wird die Cassini-Sonde erneut nah am Saturnmond vorüber fliegen und unter anderem Infrarotbilder der Krater, Schlote und Risse in der Eiskruste machen. Auch Messungen der Gase und Dämpfe sind geplant.
(Washington University, 19.12.2007 – DLO)