Klima-Umkehr mit globalen Auswirkungen: Das Phänomen El Niño bringt alle zwei bis sieben Jahre das Klima im Südpazifik durcheinander. Vieles deutet daraufhin, dass es in den kommenden Monaten wieder einmal soweit sein wird – und nicht nur das: Der klimatische Ausnahmezustand könnte bald normal sein, sagt ein internationales Forscherteam anhand von zahlreichen Klimamodellen voraus. Sie rechnen mit einem dauerhaften El Niño, wie sie im Fachjournal „Climate Dynamics“ schreiben.
Beim Klimaphänomen El Niño kehren sich die Verhältnisse im Südpazifik um: Während sonst warmes Wasser an der Oberfläche von Südamerika nach Westen in Richtung Indonesien strömt, stoppt dieser Strom während eines El Niño und fließt schließlich sogar in die andere Richtung. Verantwortlich ist ein Tiefdruckgebiet, das normalerweise über dem indonesischen Pazifikraum liegt. Während eines El Niño verlagert es sich mehr und mehr nach Osten. Das gesamte gekoppelte Phänomen aus Ozean- und Atmosphärenströmungen bezeichnet man als El Niño Southern Oscillation (ENSO).
Stürmische Weihnachtsgeschenke
Seinen Namen erhielt das Phänomen von peruanischen Fischern, die es vor allem um die Weihnachtszeit beobachteten – El Niño ist spanisch für „Christkind“. Die Geschenke, die es mit sich bringt, sind allerdings von zweifelhafter Natur: Vor der südamerikanischen Küste bleibt nährstoffreiches, kaltes Wasser aus der Tiefe aus – das Plankton stirbt ab, ganze Nahrungsketten brechen zusammen. Das wärmere Wasser sorgt für starke Stürme, schweren Regen und Überschwemmungen an Südamerikas Westküste. Auf der gegenüberliegenden Seite des Pazifiks dagegen das entgegengesetzte Bild: In Nordaustralien und dem indonesischen Raum herrscht Dürre.
Normalerweise tritt ein El Niño alle zwei bis sieben Jahre auf – Tendenz steigend. Tobias Bayr vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel und seine Kollegen glauben jedoch, dass sich das in naher Zukunft ändern wird. Ihrer Studie zufolge deuten Klimamodelle aus dem „Coupled Model Intercomparison Projekt“ (CMIP) daraufhin, dass sich die typischen atmosphärischen Strömungen bis zum Jahr 2100 generell abschwächen und ostwärts verlagern werden. Das Ergebnis wäre eine schwache, aber dauerhafte El Niño Situation.