Beben in der Domstadt: Was würde passieren, wenn sich bei Köln ein Erdbeben der Stärke 6,5 ereignet? Dieses Szenario haben deutsche Geoforscher nun simuliert – mit teils erschreckenden Ergebnissen. Demnach könnte es tausende Verletzte und hunderte Tote geben. Gleichzeitig würden Stromausfälle, Ausfälle der Kommunikation und Schäden an der Infrastruktur die Rettungsarbeiten massiv behindern. Vorbereitet wäre die Stadt auf ein solches Szenario nicht, so das Fazit.
Hier in Deutschland kennen wir die verheerenden Auswirkungen schwerer Erdbeben meist nur aus den Nachrichten. Doch auch bei uns gibt es tektonische Schwächezonen wie den Rheingraben, in denen sich Spannung im Untergrund aufstaut und Erdbeben auslösen kann. „Statistische Analysen zeigen, dass in der Niederrheinischen Bucht etwa alle 100 bis 300 Jahre mit einem Beben der Stärke 5,5 zu rechnen ist. Mit einem Beben der Stärke 6,5 ist etwa alle 1.000 bis 3.000 Jahre zu rechnen“, erklärt Gottfried Grünthal vom Deutschen GeoForschungszentrum Potsdam (GFZ).

2,4 Millionen Menschen betroffen
Doch welche Folgen hätte ein solches Erdbeben in Deutschland? Das hat nun eine Expertengruppe im Auftrag des Bundestags untersucht. Für das simulierte Szenario gingen die Forscher von einem Beben der Magnitude 6,5 am Erftsprung aus, einer tektonischen Störung rund 20 Kilometer westlich von Köln. Davon unmittelbar betroffen wären rund 2,4 Millionen Menschen, ein Großteil davon Einwohner Kölns und seines Umlands. Die Erdstöße wären im Umkreis von mehreren hundert Kilometer zu spüren.
Doch im Stadtgebiet von Köln könnte das Erdbeben erhebliche Intensitäten erreichen – zum Teil, weil die Bebenwellen durch Resonanzeffekte des Untergrunds aufgeschaukelt werden, wie die Analysen ergaben. Konkret würde die Intensität Werte zwischen VI und VIII auf der sogenannten EMS-Skala erreichen. Das bedeutet, dass die Schäden von Haarrissen in den Wänden und umfallenden Möbeln bis hin zum Kollaps älterer Gebäude reichen. „Von den geschätzten 170.000 Wohngebäuden in der Stadt könnten nach unseren Berechnungen mehr als 10.000 mäßige bis schwere Gebäudeschäden erleiden“, berichtet Cecilia Nievas vom GFZ.