Bremser im Erdsystem: Seit langem rätseln Forscher, warum die Erdatmosphäre erst mit Verzögerung sauerstoffreich wurde. Jetzt könnten sie einen „Schuldigen“ gefunden haben: die urzeitliche Erdkruste. Denn diese wurde vor rund drei Milliarden Jahren noch von einem Mineral dominiert, das sauerstoffzehrende Reaktionen förderte. Erst als sich dies änderte, konnte der von den Algen produzierte Sauerstoff in die Atmosphäre gelangen, wie die Forscher im Fachmagazin „Nature Geoscience“ berichten.
Die frühe Erde war noch nicht sonderlich lebensfreundlich: Bis vor rund 2,4 Milliarden Jahren enthielt die Atmosphäre noch so gut wie keinen Sauerstoff. Tierische Organismen konnte unter diesen Bedingungen nicht existieren – wohl aber die ersten Cyanobakterien. Diese einzelligen Meeresalgen könnte schon vor mehr als drei Milliarden Jahren Fotosynthese betrieben und so Sauerstoff erzeugt haben.
Was bremste den Sauerstoff?
Seltsamerweise aber wirkte sich diese Sauerstoff-Zufuhr erst mit Verzögerung auf die Erdatmosphäre aus: Erst vor rund 2,4 Milliarden Jahren stieg der Sauerstoffgehalt der Erdatmosphäre deutlich an und ermöglichte so die weitere Entwicklung des Lebens. Doch was hat diesen Umschwung so lange ausgebremst? Bereits vor einiger Zeit spekulierten Forscher, dass aus Vulkanen freigesetztes Eisen der „Bremser“ gewesen sein könnte.
Doch Matthijs Smit von University of British Columbia und sein Team haben nun Indizien für einen andern „Schuldigen“ entdeckt: die Erdkruste selbst. Für ihre Studie hatten sie die Zusammensetzung von mehr als 48.000 Gesteinsproben verglichen, die sowohl aus der Ära vor und nach dem Great Oxidation Event stammen.