Entwarnung: Die aktuellen Anomalien im Erdmagnetfeld sind wohl keine Anzeichen für eine bevorstehende Umpolung. Denn ganz ähnliche Abschwächungen und regionale Anomalien hat es in den letzten 9.000 Jahren mehrfach gegeben, wie eine Studie enthüllt. Dies deutet auf einen nahezu regelmäßigen Zyklus hin, bei dem das Erdmagnetfeld alle rund 1.300 Jahre in seiner Intensität schwankt. Sollte sich dies bestätigen, müsste die aktuelle Schwächeperiode in den nächsten 300 Jahren enden.
Das irdische Magnetfeld ist unser wichtigster Schutz gegen Sonnenstürme und harte Strahlung. Aber schon mehrfach in der Erdgeschichte hat es chaotische Schwächephasen und Umpolungen erlebt, mit teils dramatischen Folgen für Klima und Lebenswelt. Häufig kündigte sich eine solche Polumkehr durch ein abnehmendes Dipolfeld und das Auftreten riesiger Schwächezonen an. Auch aktuell gibt es eine solche Magnetfeld-Anomalie im Südatlantik und das globale Erdmagnetfeld ist in den letzten 180 Jahren um zehn Prozent schwächer geworden.

Steht uns demnach erneut eine Umpolung bevor? Bisher ist dies strittig, weil die Vorzeichen einer Polumkehr nur schwer von vorübergehenden Schwankungen und Störungen des Magnetfelds zu unterscheiden sind. So deuten archäologische Keramik- und Metallproben darauf hin, dass es vor rund 800 Jahren eine regionale Anomalie in Südostasien gab und vor 3.000 Jahren eine vorübergehende Abschwächung des Magnetfelds, ohne dass dies größere Folgen hatte.
Magnetfeld-Entwicklung rekonstruiert
Jetzt gibt es Hinweise darauf, dass solche Schwankungen sogar einem regelmäßigen Zyklus folgen könnten. Für ihre Studie haben Andreas Nilsson von der Lund Universität in Schweden und seine Kollegen geomagnetische Daten und archäologische Magnetdaten der letzten 9.000 Jahre ausgewertet. Dazu gehören gebrannte Tonobjekte, Lava und Sedimente, deren Material die damals aktuellen Feldstärken und Ausrichtungen konserviert haben.