Archäologie

Erste Bilder aus dem Wrack der HMS Terror

Videoaufnahmen zeigen Inneres des berühmten Schiffs der Franklin-Expedition

HMS Terror
Teller, Gläser und andere Alltagsobjekte in der Offiziersmesse der HMS Terror – Aufnahmen eines Tauchroboters enthüllen erstmals das Innere des berühmten Schiffswracks. © Parks Canada, Underwater Archaeology Team

Einzigartige Aufnahmen: Zum ersten Mal hat ein Tauchroboter Aufnahmen aus dem Inneren der HMS Terror geliefert – dem Schiff der berühmten Franklin-Expedition durch die Nordwestpassage. Die Fotos und Videos enthüllen das Innenleben von rund 20 Kabinen in dem 1845 gesunkenen Schiff – darunter auch die Kapitänskajüte. Dort hoffen Archäologen nun, das Logbuch und weitere Dokumente der Expedition zu finden.

Die Franklin-Expedition ist bis heute eine der größten Tragödien der Polarforschung – und eine der rätselhaftesten. Denn bis heute ist nicht vollständig geklärt, wie und warum John Franklin und sein Team beim Versuch, die Nordwestpassage zu durchqueren, starben. Klar ist nur, dass ihre beiden Schiffe HMS Terror und HMS Erebus im Jahr 1845 in den eisigen Gewässern der kanadischen Arktis sanken. Ihre Wracks wurden erst 2014 und 2016 gefunden.

Erster Blick ins Innere des Wracks

Jetzt ist es einem Team von Unterwasser-Archäologen erstmals gelungen, das Wrack der HMS Terror näher zu untersuchen und es zu kartieren. Anfang August 2019 tauchten sie dafür sieben Tage lang mehrfach zu dem 24 Meter tief am Meeresgrund liegenden Schiff. Mithilfe eines kleinen ferngesteuerten Tauchroboters konnten sie dabei einzigartige Aufnahmen aus dem Innern des Schiffswracks gewinnen.

Tauchgang durch das Innere der HMS Terror .© Parks Canada

Die Fotos und Videos zeigen das Innenleben von rund 20 Kabinen der Besatzung, der Schiffsmesse und von der Kajüte des Kapitäns Francis Crozier. „Was uns am meisten überraschte war der unglaublich gute Erhaltungszustand“, berichtete Projektleiter Ryan Harris im Sender CBC. Das eiskalte Wasser und eine schützende Sedimentschicht trugen dazu bei, die Gegenstände und das Schiff selbst zu konservieren.

Teller, Gläser und ein Nachttopf

In der Offiziersmesse im vorderen Bereich des Unterdecks stehen auf hölzernen Regalen an der Wand noch einige Teller, Tassen und Weingläser. Sie zeugen von den Mahlzeiten, die die Besatzung der HMS Terror hier gemeinsam einnahm. „Weiter zum Heck des Schiffes hin führt ein langer Korridor in die Dunkelheit. Hier enthüllen die Aufnahmen die offenen Türen der Offizierskabinen“, berichtet Parks Canada.

„Ein Nachttopf, Schreibtisch, die Koje und Schubladen – jede Kabine ist eine persönliche Welt, jetzt in der Zeit eingefroren“, berichten die Archäologen. In einer der Kabinen hängen noch zwei Schusswaffen an der Wand, in einem Vorratsraum sind gläserne Flaschen in Wandnischen erhalten geblieben.

Kapitänskajüte
Der Schreibtisch des Kapitäns – in seinen Schubladen könnten wichtige Informationen über die Expedition liegen. © Parks Canada, Underwater Archaeology Team

Schreibtisch des Kapitäns könnte Dokumente bergen

Durch ein noch intaktes Bullauge konnten die Taucher auch in das Innere der Kapitänskajüte schauen. Hier hatte Kapitän Francis Crozier sein Quartier. Im Inneren dominiert ein großer Schreibtisch das Zentrum des Raums. Er besitzt verschlossene Schubladen, die nach Einschätzung der Unterwasser-Archäologen mit hoher Wahrscheinlichkeit wertvolle Informationen über die Franklin-Expedition enthalten könnten.

„Diese Aufnahmen bestätigen, dass die Möglichkeit, hier schriftliche Dokumente der Expedition zu finden, nicht nur real ist, sondern dass es sogar sehr wahrscheinlich ist, dass wir eine bedeutende Zahl solcher Dokumente finden werden“, sagen die Forscher. „Das Wrack der HMS Terror könnte damit entscheidend dazu beitragen, endlich das Rätsel um das fatale Ende der Franklin-Expedition zu klären.“

Die Archäologen werden die Aufnahmen in den nächsten Monaten genauer analysieren. Sie hoffen zudem, bei weiteren Tauchgängen wichtige Funde aus dem Wrack bergen zu können. „Tausende von Artefakten warten in der HMS Terror und der HMS Erebus noch darauf, gefunden und geborgen zu werden“, heißt es bei Parks Canada.

Quelle: Parks Canada

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