Schleichende Veränderungen: Zum ersten Mal zeigt eine Karte die Hebung und Senkung des Untergrunds in ganz Deutschland hochaufgelöst und millimetergenau an. Diese Deformationskarte beruht auf Radardaten der ESA-Satelliten Sentinel-1 und erfasst die winzigen lokalen Bodenbewegungen erstmals landesweit auf einer Karte. Das kann dabei helfen, drohende Gefahren durch zu starke Subsidienz oder Hebungen frühzeitig zu erkennen.
Der Untergrund ist nicht überall gleich stabil und statisch. Vielerorts hebt oder senkt sich die Erde im Laufe der Zeit – meist geschieht dies schleichend. Während dies mancherorts natürlichen Ursprungs ist, beispielsweise durch die allmähliche Verdichtung lockerer Sedimente, sind viele Bodenabsenkungen menschengemacht: Durch die übermäßige Entnahme von Grundwasser, Bergbau oder eine massive Bebauung gibt der Untergrund nach.
Bodenbewegungen zwischen Flensburg und den Alpen
Wo sich der Untergrund in Deutschland bewegt und wie stark, haben nun Wissenschaftler für den BodenBewegungsdienst Deutschland (BBD) in der ersten landesweiten Deformationskarte zusammengefasst. Sie zeigt millimetergenau, um welches Maß sich die Landoberfläche in verschiedenen Städten und Regionen Deutschlands jährlich zwischen 2014 und 2018 vertikal verschoben hat.
Bisher wurden Bodenbewegungen in Deutschland meist nur örtlich und mithilfe von landbasierten Vermessungsmethoden erfasst. Die neue Deformationkarte nutzt dagegen hochauflösende Daten der beiden Radarsatelliten der ESA-Mission Sentinel-1. Indem die beiden Satelliten die Orte mehrfach überfliegen und sie jedes Mal aus verschiedenen Blickwinkeln aufnehmen, können sie Veränderungen selbst von wenigen Millimetern detektieren.
Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) hat diese Daten zu einer interaktiven Karte aufbereitet. Sie ist frei zugänglich im Internet einsehbar.
Größte Absenkungen an Tagebauen
Prominent auf der Karte zu erkennen sind beispielsweise die Braunkohlentagebaue im Rheinland und in der Lausitz. Denn dort hat das massive Abpumpen des Grundwassers zu starken und ausgedehnten Bodenabsenkungen von bis zu zehn Millimetern pro Jahr geführt. Ebenfalls eine deutliche, aber kleinräumigere Subsidienz gibt es in einigen Gebieten am Niederrhein, südlich von Hamburg oder im Südwesten Thüringens.
Vor allem bei den Bergbaugebieten sind häufig blau markierte, angrenzende Gebiete zu erkennen. Dort hebt sich der Untergrund. Teilweise geht dies auf das dorthin gepumpte Wasser aus dem Bergbau zurück, teilweise liegen dort aber auch schon aufgegebene Tagebaugebiete, in denen das Wasser nach Stopp der Bergbauarbeiten nun von Natur aus wieder ansteigt und mit ihm auch der Untergrund.
Wichtige Planungshilfe
Die neue Deformationskarte soll unter anderem Behörden dabei helfen, ihre Stadtplanung zu verbessern oder potenziell problematische Absenkungen rechtzeitig zu erkennen. Denn solche Bodenbewegungen können langfristig gesehen erhebliche Folgen haben, sowohl in städtischen als auch in ländlichen Gebieten.
So können kontinuierliche Verschiebungen im Laufe der Zeit zum Beispiel Gebäude, Straßen, Brücken, Deiche und weitere Infrastruktur beschädigen. Sie können aber auch die Art und Weise, wie oberirdische Gewässer fließen und sich ansammeln, verändern. All dies hat wirtschaftliche Auswirkungen. (BodenBewegungsdienst Deutschland, BBD WebGIS)
Quelle: ESA