Spektakulärer Fund: In einem Sedimentbohrkern aus der Antarktis haben Forschende winzige, 90 Millionen Jahre alte Bernsteine entdeckt – es ist der erste Bernsteinfund in der Antarktis. Das versteinerte Baumharz bestätigt, dass es damals auch nahe am Südpol üppige, von Nadelbäumen dominierte Regenwälder gab. Die winzigen gelben bis orangeroten Körnchen sind von hoher Reinheit und zeugen von einem verstärkten Harzfluss ihrer Bäume – wahrscheinlich waren diese durch Parasiten oder Feuer geschädigt.
Bernsteine sind Zeitkapseln des vergangenen Lebens. Dieses urzeitliche, versteinerte Baumharz verrät, wo einst Wälder standen und welche Bäume es dort gab. Zudem sind im Inneren des Bernsteins oft Tiere und Pflanzen aus dieser Zeit konserviert – von den ältesten Spermien der Welt über Dinosaurierblut saugende Zecken und fleischfressende Pflanzen bis hin zum Kopf eines Dinosauriers. Besonders viele solcher Bernstein-Funde stammen aus der Kreidezeit und dem vor rund 56 Millionen Jahren anbrechenden Eozän.

Bernsteinkörnchen im Sedimentbohrkern
Doch es gab einen Kontinent, auf dem noch nie zuvor Bernstein gefunden wurde: die Antarktis. Diese Lücke hat nun ein Team um Johann Klages vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven geschlossen. In einem Sedimentbohrkern vom Grund der Amundsensee haben sie erstmals antarktische Bernsteine entdeckt. Die winzigen, gelb bis orange gefärbten Körnchen fanden sich in heute 946 Meter tief unter der Meeresoberfläche liegenden Sedimentschichten. Datierungen zufolge stammen sie aus der Zeit vor rund 90 Millionen Jahren.
Aber wie kommt versteinertes Baumharz in die eisige, lebensfeindliche Ödnis der Antarktis? Die Erklärung liefert die weit mildere und lebensfreundlichere Vergangenheit des Südkontinents: Fossilien belegen, dass es in der Antarktis vor rund 90 Millionen Jahren noch üppige Regenwälder und eine reiche Tierwelt gab. Selbst Riesen-Dinosaurier stapften damals durch die sumpfigen, von Nadelbäumen dominierten Antarktis-Wälder.