Ein einzigartiges Planetensystem haben Astronomen um den Stern CoRoT-7 in der Konstellation Monoceros entdeckt: Gleich zwei „Super-Erden“ kreisen hier um die junge Sonne. Der innere ist der leichteste jemals gemessene Exoplanet und ist zudem der erste, für den eindeutig bewiesen ist, dass er ein Gesteinsplanet ähnlich der Erde ist. Der äußere ist gerade erst entdeckt worden.
Im Februar 2009 verkündeten Astronomen die Entdeckung eines neuen, relativ kleinen Exoplaneten um den bis dahin eher unauffälligen Stern CoRoT-7 in der Konstellation Monoceros. Doch die damaligen Messungen konnten weder seine Geschwindigkeit, noch Masse feststellen, beides wichtige Informationen um auf die Bedingungen an seiner Oberfläche zu schließen. Erst jetzt, mit Hilfe des besten Hilfsmittels für die Planetenjagd, dem “High Accuracy Radial velocity Planet Searcher” (HARPS) Spektrographen am 3,6-Meter-Teleskop der Europäischen Südsternwarte in Chile, haben Astronomen nähere Einblicke erhalten.
„Leichtester“ bisher gemessener Exoplanet
Die neuen Daten zeigen, dass der Planet CoRoT-7b nur 20,4 Stunden für eine Umkreisung seines Zentralsterns braucht und ihm 23 Mal näher ist als der Merkur unserer Sonne. Viel spannender aber ist eine andere Tatsache: Der Planet besitzt nur die fünffache Erdmasse und ist damit einer der leichtesten jemals entdeckten Planeten außerhalb unseres Sonnensystems. Mit einem Radius von gerade einmal 80 Prozent mehr als dem unserer Erde gehört er damit zu den „Super-Erden“ – Planeten, die nur wenig größer sind als die Erde. Ihre Entdeckung ist noch immer eine Seltenheit, die meisten Exoplaneten gehören zur Gruppe der Gasriesen, ähneln mehr dem Jupiter oder Saturn.
Erster nachgewiesener steiniger Exoplanet
Obwohl inzwischen rund ein Dutzend solcher Super-Erden entdeckt worden sind, gelang es den Astronomen nun zum ersten Mal, die Dichte eines so kleinen Exoplaneten direkt zu messen. Und die Überraschung ließ nicht auf sich warten: CoRoT-7b ist der Dichte der Erde sehr ähnlich, was nach Ansicht der Astronomen darauf hin deutet, dass auch er ein steiniger Planet sein könnte.
„Weil die Umlaufbahn des Planeten so ausgerichtet ist, dass wir ihn vor seinem Zentralstern vorüberziehen sehen, können wir seine Masse tatsächlich messen und müssen sie nicht indirekt schätzen“, erklärt Astronomin Claire Moutou vom ESO-Forscherteam. „Und sie ist die kleinste Masse, die jemals für einen Exoplaneten präzise gemessen wurde. Zudem können wir über Radius und Masse auch die Dichte bestimmen und damit auf die interne Struktur des Planeten schließen.“
Schnellster und dichtester Planet
Und noch einen Rekord hat CoRoT-7b inne: Er umkreist seinen Zentralstern am schnellsten und dichtesten von allen bekannten Exoplaneten. Mit mehr als 750.000 Kilometern pro Stunde rast er um seine Sonne – mehr als sieben Mal schneller als die Bewegung der Erde um die Sonne.
„CoRoT-7b ist seiner Sonne so nah, dass der Ort vermutlich Dantes Inferno gleicht, mit einer Temperatur auf seiner Tagseite von mehr als 2.000°C und minus 200°C auf seiner Nachtseite“, erklärt Didier Queloz, Leiter des Beobachtungsteams. Theoretische Modelle zeigen, dass der Planet Lava oder kochende Ozeane auf seiner Oberfläche haben könnte. Mit diesen extremen Bedingungen ist dieser Planet definitiv kein Ort, wo sich Leben entwickelt.“
Weitere Super-Erde im gleichen System
Und noch eine Entdeckung verdanken die Astronomen dem HARPS-Instrument: Es enthüllte, dass es im System von CoRoT-7 einen weiteren Planeten gibt, ein wenig weiter außen als CoRoT-7b. Der CoRoT-7c getaufte Himmelskörper umkreist seinen Stern vermutlich in drei Tagen und 17 Stunden und gehört mit rund acht Erdmassen ebenfalls zur Klasse der Super-Erden. Weil sein Orbit jedoch so liegt, dass er nicht vor seinem Zentralstern vorbeizieht, können die Astronomen seinen Radius und damit seine Dichte und Beschaffenheit, nicht ermitteln. Der Stern CoRoT-7 jedoch ist damit der erste bekannte Stern, dessen Planetensystem gleich zwei Super-Erden beherbergt.
(European Southern Observatory – ESO, 16.09.2009 – NPO)