Paläontologie

Erwärmung schrumpfte fleischfressende Säuger

Fossiler Kiefer enthüllt Verkleinerungstrend im Klimamaximum vor 55 Millionen Jahren

Kiefer von Palaeonictis wingi © Jennifer Duerden / University of Florida)

Eine besonders rapide globale Erwärmung vor 55 Millionen Jahren ließ nicht nur viele Pflanzenfresser schrumpfen, sie führte auch zu einer Größenreduktion bei freischfressenden Säugetieren. Das zeigt ein jetzt entdecktes Fossil einer zuvor unbekannten Fleischfresser-Art, deren Gattung im Laufe von nur 200.000 Jahren von Bären- auf nur noch Hyänengröße schrumpfte. Die Ursachen für diesen Schrumpfungsprozess sind allerdings noch unklar.

Am Beginn des Eozäns vor rund 55 Millionen Jahren erlebte die Erde eine starke globale Erwärmung, das so genannte Paleozän-Eozän Thermische Maximum (PETM). Innerhalb von nur wenigen zehntausend Jahren stiegen die Durchschnittstemperaturen damals um fünf bis sieben Grad an, die atmosphärische Konzentration des Treibhausgases Kohlendioxid erhöhte sich. Gleichzeitig begannen viele pflanzenfressende Säugetierarten der damaligen Zeit sich zu immer kleineren Formen zu entwickeln. Warum, das ist bis heute umstritten. Einer Theorie zufolge bewirkten die erhöhten CO2-Werte ein Absinken des Nährstoffgehalts in Pflanzen, was wiederum kleinere Pflanzenfresser begünstigte.

Größenreduktion vom Bär zur Hyäne

Jetzt haben amerikanische Wissenschaftler unter Leitung von Jonathan Bloch, Kurator für Wirbeltierpaläontologie am Florida Museum of Natural History, ein Fossil entdeckt, das ein ganz neues Licht auf die rätselhafte „Schrumpfung“ der Säugetiere im Eozän wirft. Im Big Horn Basin in Wyoming fanden sie einen fast kompletten Kieferknochen eines zur Gruppe der Oxyaenidae, ausgestorbenen fleischfressenden Säugetieren, gehörenden Tieres. Die unbekannte Art, Palaeonictis wingi, getauft, ist mit nur der Größe einer Hyäne deutlich kleiner als die aus der davorliegenden kühleren Periode in Nordamerika gefundenen Vertreter dieser Gattung.

Nach Ansicht der Forscher deutet dies darauf hin, dass sich die Gattung Paleonictis von der immerhin noch bärengroßen Art Paleonictis peloria im Laufe von etwa 200.000 Jahren zu den nur noch etwa hyänengroßen Arten Paleonictis wingi und der damals in Europa lebenden Art Paleonictis gigantea entwickelt haben muss. Sie sehen darin einen klaren Bezug zu dem in dieser Zeit herrschenden Klimaoptimum, wie sie in ihrem Artikel in der Fachzeitschrift „Journal of Mammalian Evolution“ schreiben.

Stephen Chester (links) and Jon Bloch untersuchen fossilen Kiefer © Jennifer Duerden / University of Florida

Einflussfaktoren noch rätselhaft

„Wir wissen, dass pflanzenfressende Tiere während des frühen Eozän, als die globale Erwärmung einsetzte, kleiner wurden, vermutlich im Zusammenhang mit den erhöhten Kohlendioxidwerten“, erklärt Stephen Chester von der Yale Universität. „Überraschenderweise zeigt diese Studie, dass das gleiche auch mit einigen Fleischfressern passierte. Das deutet auf weitere Einflussfaktoren in ihrer Evolution hin.“ Der Kiefer der neu entdeckten Art zeigt, dass das Tier ein Allesfresser mit Vorliebe für Fleischmahlzeiten gewesen sein muss. Von Pflanzennährstoffen war seine Größe daher nicht abhängig.

Welcher Faktor aber stattdessen für die nach Maßstäben der Evolution sehr schnelle Schrumpfung dieser Gattung verantwortlich gewesen sein könnte, ist noch nicht klar. In jedem Falle aber, so Bloch, seien die neuen Funde hilfreich auch für die Erforschung der möglichen Folgen des heutigen Klimawandels. „Die Auswirkungen von vergangenen Klimawandeln zu dokumentieren ist eines der Experimente, die uns darüber informieren können, welche Effekte die globale Erwärmung auf Säugetiere in der nahen Zukunft haben könnte“, so der Forscher.

(University of Florida, 03.09.2010 – DLO)

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