Ein rarer Fund: Auf einer bei Florenz entdecken Stele der Etrusker haben Archäologen den Namen der Göttin „Uni“ entdeckt. Dies bestätigt, dass es sich bei der Inschrift um einen religiösen Text handelt – und macht ihn zu einem ganz besonderen Fund. Denn sowohl lange Texte als auch religiöse Inschriften aus der Etruskerzeit sind extrem selten. Die Stelen-Inschrift könnte daher wertvolle Einblicke in Religion und Kultur dieses rätselhaften Volkes liefern.
Im Mugello-Tal nordöstlich von Florenz lag vor rund 2.500 Jahren eine Siedlung der Etrusker. Dieses noch immer rätselhafte Volk lebte vor und während der Römerzeit im nördlichen Mittelitalien. Dort sind bis heute etruskische Nekropolen erhalten, deren Gräber und Grabbeigaben fast die einzigen Zeugnisse dieser Kultur sind. Längere Inschriften oder Aufzeichnungen dieser Kultur fehlen völlig.
Spannender Stelenfund im Tempel
Anfang dieses Jahres jedoch machten Archäologen im Mugello-Tal eine Aufsehen erregende Entdeckung: Sie stießen im Fundament eines etruskischen Tempels erstmals auf eine Stele mit einer längeren Inschrift darauf. Auf der Vorderseite der rund 2.400 Jahre alten Stele sind mindestens 120 eingravierte Buchstaben und Satzzeichen zu erkennen.
„Diese Inschrift könnte neue Wörter enthalten, die wir nie zuvor gesehen haben – auch weil sie nicht im Umfeld eines Grabes oder einer Nekropolis entstand“, spekulierte damals Grabungsleiter Gregory Warden von der Southern Methodist University. „Wir hoffen, dass diese Stele uns den Namen der Gottheit oder Göttin verraten wird, die an diesem Ort verehrt wurde.“
Schriftzeichen für die Göttin „Uni“
Jetzt könnten die Archäologen genau dies entdeckt haben: Bei der Entzifferung der eingeritzten Zeichen stießen sie an einer Stelle der Inschrift auf den Namen „Uni“ – und damit auf den Namen einer Göttin. Uni wurde von den Etruskern als eine Göttin der Furchtbarkeit und Muttergöttin verehrt. Der Fund ihres Namens auf der Stele könnte daher ein Indiz dafür sei, dass auch der Tempel im Mugello-Tal dieser Göttin geweiht war.
Der Fund dieses Göttinnen-Namens bestätigt die Vermutung der Forscher, dass die Inschrift einen religiösen Inhalt hat. „Sie könnte uns mehr über das frühe Glaubenssystem dieser verlorenen Kultur verraten, die für die westlichen Traditionen so fundamental wichtig war“, erklärt Warden, „Es kann sein, dass die Inschrift die Regeln dieses Heiligtums beschreibt, beispielsweise Vorschriften für bestimmte Zeremonien.“
Einer der bedeutendsten Funde“
Noch ist der größte Teil der Inschrift unentziffert. Dennoch scheint schon jetzt klar, dass die Stele eine echte Rarität ist: „Wir können nun bestätigen, dass diese Entdeckung eine der bedeutendsten etruskischen Funde der letzten Jahrzehnte darstellt“, betont Warden. „Ihr Fund wird nicht nur wertvolle Informationen über die Rituale an diesem Ort liefern, sondern auch fundamentale Daten zu den Konzepten und Vorstellungen der Etrusker.“
Die Inschrift auf der Stele ist eine der längsten jemals gefundenen etruskischen Texte auf Stein und auch einer der längsten bekannten religiösen Texte dieser Kultur.
(Southern Methodist University, 26.08.2016 – NPO)