Feueralarm: Die Waldbrände in Europa nehmen immer größere Ausmaße an und werden in Zukunft auch deutlich häufiger Regionen außerhalb des Mittelmeerraums treffen, wie Forscher prognostizieren. Die durch den Klimawandel bedingten trockenen Sommer könnten demnach noch in diesem Jahrhundert dafür sorgen, dass die Waldbrandgefahr in Mitteleuropa so hoch wird wie aktuell im Mittelmeerraum. Die Forscher empfehlen daher, frühzeitig Vorkehrungen zu treffen.
Der Klimawandel sorgt in Europa immer häufiger für Dürren und Hitzewellen und erhöht so auch das Waldbrandrisiko. Besonders betroffen sind aktuell die Länder des Mittelmeerraumes. Dort hat sich die jährliche Waldbrandsaison seit 1979 bereits um einen ganzen Monat verlängert. Doch mit voranschreitendem Klimawandel sind auch immer häufiger Länder in der Mitte und dem Norden Europas von Hitze und Trockenheit betroffen. Damit könnten auch Waldbrände zunehmen.
Blick auf die Brände der Zukunft
Wie sich die Gefahr durch Waldbrände bis zum Ende des Jahrhunderts in ganz Europa entwickelt, haben nun Forscher um Marc Grünig von der Technischen Universität München untersucht. Dafür ermittelten sie zunächst, ob und wie sich die Waldbrandhäufigkeit und -ausdehnung in den letzten knapp 40 Jahren verändert hat. Als Grundlage für diese Analyse diente ein satellitenbildbasierter Datensatz von über 64.000 europäischen Waldbränden zwischen 1986 und 2020.
Anhand dieses Datensatzes analysierte das Forscherteam zudem, wie Häufigkeit, Fläche und Intensität der Brände mit der sommerlichen Trockenheit in den betroffenen Gebieten zusammenhängen. Auf Basis dieser Ergebnisse nutzten Grünig und sein Team dann ein Klimamodell, um zu prognostizieren, wie sich die Waldbrandschwere und -häufigkeit unter den Bedingungen des Klimawandels bis zum Jahr 2099 verändern werden.
Feuer werden immer „gefräßiger“
Das Ergebnis: Zwar hat die absolute Zahl der Waldbrände in Europa seit 1986 nicht signifikant zugenommen, dafür aber die Intensität und die von den Feuern betroffene Fläche, wie die Forscher berichten. Als Grund für die zunehmende Ausdehnung und Schwere der Brände nennen sie den voranschreitenden Klimawandel, der heiße Sommer zur Norm macht und somit europäische Wälder zunehmend austrocknet. Bricht dann ein Feuer aus, brennen die trockenen Bäume wortwörtlich wie Zunder.
Dies ist auch in Deutschland und seinen Nachbarländern spürbar. „Tatsächlich haben wir festgestellt, dass die Wälder der gemäßigten und borealen Zonen bereits in den letzten Jahren zunehmend zur Gesamtfläche der verbrannten Flächen in Europa beigetragen haben“, berichten Grünig und seine Kollegen. Während im Jahr 1986 nur knapp ein Achtel der verbrannten Waldflächen Europas auf die gemäßigte Zone entfiel, war es 2020 bereits die Hälfte. Das liege auch an der dichten Bewaldung Mitteleuropas, die ausgebrochenen Feuern viel Brennstoff liefert und so schwere Brände ermöglicht, erklären die Wissenschaftler.
Brandrisiko wandert nordwärts
Doch die Lage in Europas Mitte könnte sich noch deutlich weiter zuspitzen. So prognostizieren Grünig und sein Team, dass die Wahrscheinlichkeit für extreme Brände in Mitteleuropa bis zum Ende des Jahrhunderts auf zwölf bis 18 Prozent ansteigen wird. Das ist vergleichbar mit dem Feuerrisiko, das aktuell im Mittelmeerraum herrscht. Griechenland, Italien und Co. hingegen werden bis zum Jahr 2099 bei einer extremen Brandwahrscheinlichkeit von 45 Prozent angelangt sein, sagen die Forscher voraus.
In Zukunft könnten demnach immer schwerere Brände in Europa wüten und das auch zunehmend in den Laub- und Mischwäldern Mitteleuropas, fassen die Forscher zusammen. Anders als die Vegetation im Mittelmeerraum sind die hiesigen Wälder jedoch kaum auf große Brände vorbereitet. Ihnen fehlen die dicke Rinde mediterraner Hölzer und die Fähigkeit, nach einem Brand wieder auszutreiben. Und auch das Feuermanagement der Mittelmeerstaaten ist deutlich besser auf Großbrände eingestellt als in Mitteleuropa und bekämpft diese effizient, wie Grünig und sein Team anmerken.
Frühzeitige Vorkehrungen empfohlen
Bis zum Ende des Jahrhunderts könnten aber selbst die Mittelmeerstaaten an ihre Grenzen kommen und Mitteleuropa erst recht. Die Forscher empfehlen daher, sich frühzeitig um notwendiges Equipment zu kümmern, Feuerwehrleute anders auszubilden und die Zusammenarbeit mit anderen Staaten zu intensivieren.
„Die pan-europäische Koordination und das Teilen von Ressourcen, wie zum Beispiel beim Einsatz von Löschflugzeugen, wird in Zukunft wichtig sein. Insbesondere, wenn es gleichzeitig in verschiedenen Regionen zu großen Waldbränden kommt, wie wir das bereits im Sommer 2022 gesehen haben,“ sagt Seniorautor Cornelius Senf. (Global Change Biology, 2023; doi: 10.1111/gcb.16547)
Quelle: Technische Universität München (TUM)