Verborgener Klimatreiber: Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) sind nicht nur Ozonkiller, sie heizen auch dem Klima ein, wie eine Studie enthüllt. Demnach gehen rund ein Drittel der weltweiten Erwärmung zwischen 1955 und 2005 auf das Konto der ozonabbauenden Substanzen. In der Arktis liegt der Anteil sogar bei der Hälfte. Grund dafür ist die extrem potente Klimawirkung dieser Gase. Erst in jüngster Zeit ebbt dieser Effekt wieder ab – weil FCKW seit 1987 verboten sind.
FCKW wurden weltweit als Treibgase, Kühlmittel und Lösungsmittel eingesetzt – bis sie 1987 wegen ihrer ozonabbauenden Wirkung durch das Montreal-Protokoll verboten wurden. Seither erholt sich die Ozonschicht langsam. Doch der Ozonabbau ist nicht der einzige Effekt der FCKW: Sie entfalten auch eine starke Treibhauswirkung. Bei Trichlorfluormethan ist sie knapp 20.000 Mal höher als bei CO2, bei anderen FCKW ist es ähnlich.
Für ein Drittel der globalen Erwärmung verantwortlich
Doch was bedeutet dies konkret für das Klima? Das haben nun Lorenzo Polvani von der Columbia University in New York und seine Kollegen untersucht. Für ihre Studie bildeten sie die Klimaentwicklung von 1955 bis 2005 mithilfe zweier komplexer Klimamodelle nach. Dabei ließen sie die Simulationen jeweils einmal auf Basis der historischen FCKW-Gehalte in der Atmosphäre ablaufen und einmal mit auf dem Stand von 1955 fixierten FCKW-Werten. Alle anderen Faktoren und Klimadaten waren identisch.
Das Ergebnis: In der historischen Rekonstruktion erhöhte sich die globale Mitteltemperatur um 0,59 Grad, ohne die ansteigenden FCKW-Werte dagegen nur um 0,39 Grad. „Damit sind die ozonabbauenden Substanzen für ein Drittel der globalen Erwärmung in dieser Zeitperiode verantwortlich“, berichten die Forscher. „Sie waren in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nach dem CO2 das zweitwichtigste Treibhausgas.“
Stärkster Effekt in der Arktis
Noch drastischer aber war der Klimaeffekt der FCKW in der Arktis, wie die Simulationen enthüllten. Dort stiegen die Jahresmitteltemperaturen im historischen Modell um 1,59 Grad, mit eingefrorenen FCKW-Werten dagegen nur um 0,82 Grad. „Damit haben ozonabbauende Substanzen zur rund der Hälfte der Oberflächenerwärmung der Arktis in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts beigetragen“, berichten Polvani und sein Team. Ähnlich stark sei der Beitrag zum Meereisverlust der Arktis.
Dieser Einfluss blieb auch dann erhalten, als die Forscher im Gegentest eine Simulation durchführten, in der sich nur die FCKW-Werte änderten, nicht aber der Zustand der Ozonschicht. „Daraus schließen wir, dass die direkte Treibhauswirkung der ozonabbauenden Substanzen und nicht die von ihnen ausgelöste Ausdünnung der Ozonschicht für diesen Effekt verantwortlich ist“, konstatieren die Wissenschaftler.
Verbot mit doppeltem Nutzen
Was aber bedeutet dies für unsere Sicht des Klimawandels? Zum einen bestätigen die Ergebnisse, dass neben CO2 noch weitere, weit potentere Treibhausgase an der globalen Erwärmung beteiligt sind. Zum anderen unterstreichen sie den doppelten Nutzen des Montreal-Protokolls. Denn das Verbot der langlebigen Ozonkiller durch diesen Vertrag schuf nicht nur die Voraussetzung für die langsame Erholung der Ozonschicht, sondern schränkte auch den Klimaeffekt der FCKW ein.
„Dank des Montreal-Protokolls nimmt der Gehalt dieser Substanzen in der Atmosphäre allmählich immer weiter ab“, sagt Polvani. „In den nächsten Jahrzehnten werden sie daher immer weniger zur globalen Erwärmung beitragen – das ist eine gute Nachricht.“ Inwieweit die aktuellen Ergebnisse die generellen Modelle zur Klimawirkung verschiedener Treibhausgase beeinflussen, ist offen. (Nature Climate Change, 2020; doi: 10.1038/s41558-019-0677-4)
Quelle: Earth Institute at Columbia University