Paläontologie

Feder-DNA enthüllt Aussehen von fossilen Riesenvögeln

Ausgestorbene Moas trugen Tarnkleid gegen Adlerangriffe

Moas - wie sie Heinrich Harder sah © Heinrich Harder

Mit zweieinhalb Metern Größe war der Moa ein echter Riese unter den Vögeln. Wie die ausgestorbenen Tiere aber genau aussahen, wusste bisher niemand. Jetzt aber gelang es Wissenschaftlern, DNA aus 2.500 Jahre alten Federn zu isolieren und aus den Gendaten das Federkleid von vier verschiedenen Moa-Arten zu rekonstruieren.

Moas waren einst die dominierende Tierart in Neuseeland. Die Riesenvögel wogen bis zu 250 Kilogramm. Als jedoch die ersten Menschen die Insel im Jahr 1280 vor Christus erreichten und besiedelten, wurden die flugunfähigen Laufvögel gnadenlos gejagt und starben bald aus. Zwar gibt es heute Fossilien, anhand derer sich der Körperbau der Vögel rekonstruieren lässt, über das Aussehen der zehn bisher bekannten Moa-Arten weiß man jedoch nur wenig. Denn es gibt zwar mumifizierte Moa-Relikte, bei denen die Haut mit Federwurzeln erhalten ist, Federn aber wurden nur lose gefunden, so dass deren Zuordnung zu einer bestimmten Art bisher kaum möglich war.

Morphologie und Farbe von Moa-Federn © Nicolas J. Rawlence / University of Adelaide

Mitochondriale DNA aus fossilen Federn

Jetzt aber haben Wissenschaftler der Universität von Adelaide und des Landcare Research in Neuseeland erstmals das Aussehen von vier der ausgestorbenen Arten mithilfe von DNA aus fossilen Federn rekonstruiert. Erstmals gelang es ihnen, mitochondriale DNA aus 19 isolierten und bisher unidentifizierten Federn zu extrahieren und sie für die Genanalyse aufzubereiten. Die Federn stammten aus Höhlen und geschützten Feldnischen und waren mindestens 2.500 Jahre alt.

„Indem wir die fossile DNA nutzten, konnten wir die Federn vier verschiedenen Moa-Arten zuordnen“, erklärt Nicolas Rawlence, Wissenschaftler am Australian Centre for Ancient DNA (ACAD) der Universität.

Braune Tarnfarbe schützte vor Adlern

Die Forscher rekonstruierten aus den Ergebnissen der DNA-Analyse das Aussehen und Federkleid des Hochland-Moas, des Südinsel-Moas, des schwerfüßigen Moas und des dickbeinigen Moas. „Überraschenderweise hat zwar das Federkleid vieler dieser Arten eine ähnliche, ziemlich einfache braune Tarnfarbe, einige aber besaßen weiße Spitzen an ihren Federn, die ihnen ein getüpfeltes Aussehen verlieh.“

Nach Ansicht von Jamie Wood vom Landcare Research Institut ist es wahrscheinlich, dass die düstere Farbe allmählich durch Selektion entstand – als Schutz vor dem Haast-Adler, dem größten und stärksten Greifvogel der damaligen Zeit. Er machte vermutlich vor allem auf die Jungtiere der Moas Jagd.

Gefieder von verschiedenen Kiwi-(a) bis c)) und Moa-Arten (d) bis f)) © Nicolas J. Rawlence / University of Adelaide

Neuer Blick auf „Rätsel-Arten“

Mit ihrer DNA-Analyse belegten die Forscher auch erstmals, dass sich die mitochondriale DNA nicht nur aus dem unteren Teil des Federkiels isolieren lässt, wie bisher angenommen, sondern aus allen Teilen der fossilen Federn. „Diese wichtige Erkenntnis öffnet uns neue Wege, die DNA von Museumsexemplaren ausgestorbener Vögel zu analysieren, ohne größere Schäden an den wertvollen Objekten anzurichten“, so Kyle Armstrong vom Australian Centre for Ancient DNA. „Es reicht, nur einen kleinen Teil einer Feder abzuschneiden.“

Damit könnte zukünftig auch das Aussehen anderer ausgestorbener Vögel leichter rekonstruiert werden. „Es gibt so viele rätselhafte ausgestorbene Arten, bei denen es wunderbar wäre, sie ‚bekleidet‘ zu sehen“, erklärt auch der Direktor des ACAD, Alan Cooper.

(University of Adelaide, 06.07.2009 – NPO)

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