Himmelsgestein: Am 25. April 2023 raste eine Feuerkugel über den norddeutschen Himmel, kurz darauf regnete es über Elmshorn Meteoriten-Bruchstücke – das größte wog mehr als 3,4 Kilogramm. Jetzt haben erste Analysen geklärt, um was für einen Meteoriten es sich handelte und wie er zusammengesetzt war. Demnach handelte es sich um einen eisenreichen Steinmeteoriten aus der Anfangszeit des Sonnensystems, dessen uneinheitliche Struktur von früheren Kollisionen zeugt.
Unsere Erde ist einem ständigen Bombardement aus dem All ausgesetzt. Während Weltraumstaub und kleinere Bröckchen als Sternschnuppen in der Atmosphäre verglühen, können größere Brocken Druck und Hitze der Atmosphärenpassage länger überstehen. Sie rasen dann als sogar bei Tag sichtbare Feuerkugeln über den Himmel und stürzen als Meteoriten auf die Erdoberfläche. Je nach Größe hinterlassen diese kosmischen Boliden dann Krater, Streufelder oder auch nur einzelne Meteoriten in Form von Stein- oder Eisenklumpen.
Elmshorner Meteoritenfall hinterließ vier Kilogramm an Fragmenten
Eine solche Feuerkugel war auch am 25. April 2023 über Norddeutschland und den Niederlanden zu sehen: Gegen 14:14 Uhr raste eine helle Leuchterscheinung über den Himmel Schleswig-Holsteins und wurde dabei von zwei Meteorkameras des Allsky7-Netzwerks aufgezeichnet. Kurz darauf bemerkten drei Einwohner der Stadt Elmshorn Einschläge auf ihrem Dach oder im Garten und fanden Meteorite. Das als erstes gefundene, rund 233 Gramm schwere Meteoritenstück war von seinem Flug durch die Erdatmosphäre sogar noch handwarm.
„Insgesamt wurden in Elmshorn etwa vier Kilogramm Meteoritengestein gefunden“, berichtet Meteoritenexperte Dieter Heinlein vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) „Das größte Objekt wiegt 3,724 Kilogramm.“ Der Fund so großer Meteoriten sei hierzulande selten. „Das Beste an diesem Meteoritenfall ist aber der Umstand, dass die Funde so schnell gemeldet und dadurch einer sofortigen Untersuchung zugeführt werden konnten. Der Fall von Elmshorn ist wirklich eine kleine Sensation für die Meteoritenforschung!“
Erste Analysen durchgeführt
Inzwischen haben Wissenschaftler schon erste Untersuchungen der Meteoriten-Fragmente durchgeführt. Besonders schnell gehen musste es dabei für die Bestimmung kurzlebiger kosmogener Radionuklide – schnell zerfallender Isotope, die wertvolle Hinweise zur Herkunft und Geschichte des Steinmeteoriten liefern können. Diese Analysen mittels Gammaspektrometrie wurden vom Labor für Strahlenschutz, Analytik & Entsorgung Rossendorf in Dresden durchgeführt.
Analysen der mineralogischen und chemischen Zusammensetzung fanden am Institut für Planetologie der Universität Münster statt. Dafür stellten die Forscher mehrere Dünnschliffe einer rund 40 Gramm schweren Meteoritenprobe her und untersuchten diese nur 30 Mikrometer dicken Gesteinsscheiben unter anderem mittels Licht- und Elektronenmikroskopie. Ein Teil des Materials wurde zermahlen und weiteren Instituten in Europa zur weiteren chemischen und isotopischen Untersuchung zur Verfügung gestellt.
Eisenreicher Chondrit hat Kollisionen hinter sich
Jetzt liegen erste Ergebnisse vor. Demnach handelte es sich bei dem Meteoriten von Elmshorn um einen Chondriten vom Typ H. Solche Steinmeteoriten sind relativ häufig und mit 22 bis 30 Prozent Eisen relativ metallreich. Ähnlich wie die meisten Meteoriten stammt auch das „Himmelsgestein“ der Elmshorner Fragmente aus der Frühzeit des Sonnensystems. Das Ursprungsobjekt entstand schon vor 4,5 Milliarden Jahren, wie die Wissenschaftler berichten.
Interessant auch: Die Meteoritenstücke weisen eine intensive Brekziierung auf. Es ist demnach aus verschiedenen Gesteinsbruchstücken zusammengesetzt, die durch Hitze und Druck zusammengebacken wurden. Dies liefert wertvolle Hinweise auf die Entstehungsgeschichte des Meteoriten: „Die Brekziierung des Meteoriten ist durch vorherige Kollisionen im frühen Sonnensystem und im Asteroidengürtel entstanden“, erklärt Markus Patzek von der Universität Münster.
Daraus schließen die Forscher, dass der Brocken wahrscheinlich schon mehrere Kollisionen hinter sich hat. Wahrscheinlich entstand er, als ein größerer Asteroid bei einem Zusammenstoß auseinanderbrach. „Der Mutterkörper des Meteoriten Elmshorn ist dort mit anderen Asteroiden kollidiert und ermöglicht uns so Einblicke in die Geschichte dieses Himmelskörpers“, erklärt Patzek. Die Wissenschaftler hoffen, durch weitere Analysen der Fragmente noch mehr Informationen über Herkunft und Geschichte des Meteoriten zu erhalten.
Quelle: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Universität Münster