Sonnensystem

Forscher entdecken eines der größten Meteoriten-Streufelder Europas

Mehr als 600 Meteoriten-Fragmente eines seltenen Eisenmeteoriten im Schweizer Jura

Ein im neuentdeckten Streufeld gefundenes Fragment des Twannberg-Meteoriten - eines sehr seltenen Typs Eisenmeteorit. © Naturhistorisches Museum Bern

Seltener Fund: In der Schweiz haben Forscher eines der größten Meteoriten-Streufelder Europas entdeckt. Auf einer Länge von fünf Kilometern fanden sie schon jetzt mehr als 600 Meteoriten-Fragmente. Die Bruchstücke stammen Eisenmeteoriten, der vor rund 160.000 Jahren in der Atmosphäre zerplatzte. Spannend auch: Dieser Meteorit gehörte einem extrem seltenen Typ an, weltweit gibt es davon nur sechs Funde.

Nicht immer schlägt ein Meteorit als Ganzes auf der Erdoberfläche ein. Häufig sorgt die enorme Reibung beim Eintritt in die Atmosphäre dafür, dass der Brocken bereits in der Luft auseinanderbricht oder sogar explodiert – wie beispielsweise beim berühmten Tunguska-Ereignis im Jahr 1908 der Fall. Von solchen Ereignissen bleibt dann meist kein Krater, sondern nur ein Streufeld aus unzähligen Meteoriten-Fragmenten übrig.

600 Fragmente über fünf Kilometer verstreut

Ein besonders großes Streufeld haben nun Wissenschaftler des Naturhistorischen Museums Bern gemeinsam mit rund 50 Meteoritensammlern entdeckt. Es liegt im Gebiet des Twannbergs, nahe der Schweizer Stadt Biel. Dort haben die Forscher während der letzten drei Jahre bereits rund 600 Meteoriten-Fragmente mit einem Gesamtgewicht von 72,5 Kilogramm gesammelt. Sie schätzen aber, dass die Gesamtzahl in den nächsten Jahren weiter steigen wird.

Die Bruchstücke erstrecken sich über ein Gebiet von fünf Kilometern Länge, könnten aber nach Schätzungen der Forscher auf über 15 Kilometern Länge verteilt sein. Schon jetzt gehört dieses Streufeld damit zu den größten bekannten Meteoriten-Streufeldern in Europa.

Verteilung der bisherigen Funde im Meteoritenfeld nahe der Stadt Biel. © Naturhistorisches Museum Bern

Extrem seltener Typ Eisenmeteorit

Spannend auch: Analysen der Meteoriten-Fragmente ergaben, dass der Twannberg-Meteorit ein sogenannter IIG-Eisenmeteorit war. Er gehört damit zu einem äußerst seltenen Typ und ist der erste Fund eines solchen Meteoriten in Europa. Weltweit gibt es davon erst sechs anerkannte Funde – aus den USA, Chile, Südafrika und jetzt auch der Schweiz.

Das Eisen dieser Meteoriten enthält nur sehr wenig Nickel und hat eine kubische Struktur. Diese Meteoriten zeigen daher beim Anätzen oft nicht das typische Widmannstätten-Muster, sondern stattdessen feine parallele Linien. Außerdem enthalten diese Eisenmeteoriten das extrem seltene phosphatreiche Mineral Schreibersite. Auf der Erde wurde es bisher nur auf der grönländischen Disko-Insel gefunden.

Suche nach weiteren Fragmenten mit Hilfe eines Metalldetektors © Peter Auchli/ Naturhistorisches Museum Bern

Zerplatzt vor 160.000 Jahren

Der Twannberg-Meteorit hatte wahrscheinlich einen Durchmesser von sechs bis 20 Metern, wie die Forscher aus den Edelgasgehalten der Fragmente schließen. Er hatte eine Masse von 1.000 bis 30.000 Tonnen und ist damit der größte bekannte Meteorit der Schweiz – und einer der größten Eisenmeteoriten weltweit.

Die Untersuchungen ergaben, dass der Meteorit vor rund 160.000 Jahren in die Erdatmosphäre eingetreten sein muss. Bei rasenden Flug durch die Luft heizte er sich enorm auf und wurde dann noch vor seinem Einschlag in unzählige Stücke gerissen. Die Bruchstücke dieses Asteroiden fielen dann über dem Schweizer Jura im heutigen Kanton Bern zu Boden.

(Naturhistorisches Museum Bern, 19.08.2016 – NPO)

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

News des Tages

Skelett eines ungeborenee Kindes

So entstehen die Knochen des ungeborenen Kindes

Astronomen entdecken jüngsten Transit-Planet

Mehr Blackouts durch Wind- und Sonnenstrom?

Parkinson: Wenn mehr Dopamin mehr Zittern bedeutet

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Kometen - Rätselhafte Vagabunden im Weltraum

Bücher zum Thema

Der Komet im Cocktailglas - Wie Astronomie unseren Alltag bestimmt Von Florian Freistetter

Kosmische Kollisionen - von Lars Lindberg Christensen, Davide de Martin und Raquel Yumi Shida

Armageddon - Der Einschlag von Nadja Podbregar, Ralf Blasius, Harald Frater und Stefan Schneider

Top-Clicks der Woche