Wie sind die Anden entstanden? Welche Schlüsselprozesse waren daran beteiligt? Das sind zwei der wichtigsten Fragen mit denen sich am 21. und 22. April 2005 rund 180 Geowissenschaftler im Potsdamer GeoForschungsZentrum (GFZ) während eines internationalen Anden-Symposiums beschäftigen.
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Im Mittelpunkt des Treffens steht die Schlussbegutachtung des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft seit 1993 geförderten Sonderforschungsbereichs „Deformationsprozesse in den Anden“. „Durch diesen Sonderforschungsbereich, der von der Freien Universität Berlin, der Technischen Universitä Berlin, der Universität Potsdam und dem GFZ Potsdam getragen wird, hat sich der Raum Berlin-Potsdam zum zentralen deutschen Standort für die Andenforschung entwickelt“, erklärt Professor Rolf Emmermann, Vorstandsvorsitzender des GFZ Potsdam.
„Gerade durch die Interdisziplinarität der Forschung im SFB Anden konnten hier einzigartige Einsichten in die grundlegende Prozesse gewonnen werden, die unseren dynamischen Planeten antreiben“, so Emmermann weiter.
Die Anden – ein natürliches Labor der Geowissenschaften
Die Anden entstehen durch den Zusammenstoß des ostwärts driftenden Pazifikbodens mit Südamerika. Sie sind die längste Gebirgskette der Erde, das Anden-Altiplano ist das zweithöchste Plateau der Erde. Durch den Verschluckungsprozess (Subduktion) des Ozeanbodens ergeben sich Massenverlagerungen, Deformationen des Kontinents, explosiver Vulkanismus und Erdbeben: das stärkste je gemessene Erdbeben mit der Magnitude Mw=9,5 hat im südlichen Zentralchile stattgefunden.
Die Möglichkeit, ein derartig komplexes Geschehen interdisziplinär vor Ort untersuchen zu können, macht den andinen Kontinentalrand bei einer Länge von über 7.000 Kilometern mit einer breiten Variabilität der Randbedingungen zu einem idealen natürlichen Labor. Die verschiedenen, hier angewandten Fachdisziplinen der Geowissenschaften wie Geophysik, Geologie, Petrologie, Vulkanologie, Geochronologie, Geodynamik, Tektonik, Paläontologie, Sedimentologie, Paläoklima, Geomorphologie, Naturgefahren und Lagerstättenerkundung spiegeln sich im Katalog der Forschungsarbeiten wider, die der SFB Anden bearbeitet.
Umfangreiche Forschungsergebnisse
Seit Beginn der Arbeiten im Jahre 1993 hat der Anden-SFB beträchtliche Ergebnisse produziert. „Bisher sind 75 Doktorarbeiten aus diesem Forschungsbereich entstanden, weitere 15 sind noch in Arbeit“, zählt Professor Onno Oncken vom GFZ Potsdam, Sprecher des SFB Anden, auf. „Rund 400 wissenschaftliche Publikationen sind in hochrangigen Fachzeitschriften veröffentlicht worden.“
Dass diese Forschungsergebnisse zum Teil auch auf harter körperlicher Anstrengung beruhen, ist ein typisches Merkmal geowissenschaftlicher Feldarbeit: „In den Anden sind wir mit unseren Fahrzeugen rund drei Millionen Kilometer im Feld gefahren und haben dabei 18 Geländewagen verschlissen, und dies ohne Unfälle mit ernsthaften Verletzungen“, ergänzt Peter Wigger von der Freien Universität Berlin, Wissenschaftlicher Sekretär des Anden-SFB.
Zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen gingen aus der Arbeit des SFB hervor, so unter anderem die Auszeichnung von Oncken und Professor Strecker von der Universität Potsdam mit dem Leibniz-Preis 1997 und 2004.
Insbesondere zum neuen Verständnis der Prozesse der Gebirgsbildung haben die Arbeiten beigetragen. Zweihundert Jahre nach der Südamerikareise Alexander von Humboldts steht das Kolloquium des Anden-SFB in der Tradition der deutsch-lateinamerikanischen geowissenschaftlichen Zusammenarbeit.
(idw – GeoForschungsZentrum Potsdam, 21.04.2005 – DLO)