Neuartige Mischform: Die Erdgasförderung mittels Fracking kann eine neuartige Form seismischer Erschütterungen verursachen. Diese Erdbeben haben langsamere Wellen als normal und halten auch länger an, wie ein Forschungsteam ermittelt hat. Sie deuten dies als Indiz dafür, dass diese Fracking-Beben eine Mischform aus den gängigen induzierten Beben und einer aseismischen Verschiebung des Untergrunds sein könnten.
Die Erdgasgewinnung mittels „Hydraulic Fracturing“, kurz Fracking, hat vor allem den USA einen neuen Förderboom beschert. Bei dieser Technik wird ein Gemisch aus Wasser, Sand und verschiedenen Zusätzen unter hohem Druck in den Untergrund gepresst. Die dadurch entstehenden Risse im Gestein machen die vielen kleinen im Gestein verteilten Gastaschen zugänglich. Allerdings mit erheblichen Nebenwirkungen: Die meist giftigen Fracking-Chemikalien vergiften Trinkwasser und Luft, außerdem können die Bohrungen Erdbeben bis zur Magnitude von 5 und mehr auslösen.

Beben mit ungewöhnlichen Merkmalen
Doch wie kommen solche Fracking-Erdbeben zustande? Das haben nun Hongyu Yu vom Geological Survey of Canada und seine Kollegen an einem Fracking-Standort im Westen Kanadas näher untersucht. Für ihre Studie hatten sie ein Netz aus acht seismischen Stationen rund um ein Bohrloch in der Montney-Shale-Formation installiert. Fünf Monate lang zeichnete das Netzwerk alle seismischen Erschütterungen auf, die während und nach der Periode des aktiven Frackings auftraten.
Unter den 350 registrierten Erdbeben waren viele schwache Erschütterungen, wie sie typischerweise durch das Aufbrechen des Gesteins verursacht werden. Doch 31 Erdbeben stachen aufgrund ungewöhnlicher seismischer Merkmale heraus: Nach einem starken Schub der eintreffenden Primär- und Sekundärwellen folgte eine zweite Phase mit niederfrequenten, aber lange anhaltenden seismischen Wellen. Ähnlich langsame, anhaltende Beben wurden bislang hauptsächlich in Vulkangebieten beobachtet.