Radioaktive Glaskörnchen: Beim Atomunfall von Fukushima wurde das radioaktive Cäsium in haltbarerer Form freigesetzt als bisher gedacht. Es regnete größtenteils als winzige Glaspartikel über die Umgebung und Tokio herunter, wie japanische Forscher festgestellt haben. In den Glaskörnchen jedoch ist das Radionuklid wasserunlöslich und wird kaum vom Regen weggewaschen – die Radioaktivität könnte daher länger in Umwelt und Organismen erhalten bleiben.
Der Atomunfall im japanischen Kernkraftwerk Fukushima Daiichi hat Folgen bis heute. Auch gut fünf Jahre danach sind weite Teile der Umgebung verseucht, die Kernreaktoren nur mühsam unter Kontrolle und noch immer wird Radioaktivität freigesetzt. Vor allem die Radionuklide Cäsium-134 und Cäsium-137 gelangten dabei in die Umwelt.
Am Cäsium-Fallout von Fukushima setzt die Studie von Satoshi Utsonomiya von der Kyushu Universität an: Er und sein Team haben erstmals genauer untersucht, in welcher physikalischen Form sich die radioaktiven Isotope in der Umwelt verbreitet haben. Dafür analysierten sie Bodenproben aus einem 230 Kilometer Umkreis um das Atomkraftwerk, aber auch Proben von Luftfiltern, in Tokio am 15. März 2011 im Einsatz waren – vier Tage nach dem Atomunfall.
Von geschmolzenem Glas eingehüllt
Das überraschende Ergebnis: Der größte Teil des radioaktiven Cäsiums im Fallout war gar nicht wasserlöslich, wie bisher angenommen. Denn die freigesetzten Radionuklide konnte sich gar nicht mit den Wassertröpfchen der Luft verbinden, wie Utsonomiya berichtet. Stattdessen lagerte sich das Cäsium noch im Reaktor mit Eisen-Zink-Nanopartikeln zusammen und wurde mit ihnen in heißen Schwebtröpfchen aus geschmolzenem Siliziumdioxid eingeschlossen – Glas.