Geowissen

Galapagos-Inseln: Hydrothermale Schlote entdeckt

“Tortugas”-Feld umfasst bis zu 15 Meter hohe aktive Vents und neue Tierarten

Meeresgrund-Karte
Diese hochauflösende Karte des Meeresgrunds westlich der Galapagos-Inseln zeigt in der Mitte ein hydrothermales Feld voller aktiver Schlote. © Schmidt Ocean Institute

Fund am Meeresgrund: Am Westrand der Galapagos-Inseln haben Geologen ein zuvor unbekanntes Feld voller aktiver hydrothermaler Schlote entdeckt. Die bis zu 15 Meter hohen Untersee-Geysire liegen am Rand eines Unterseevulkans und speien heißes, mineralreiches Wasser. Im Umfeld der hydrothermalen Vents entdeckte das Team zudem 15 für diese Region neue Arten, ein lebendes Fossil und eine von nur zwei weltweit bekannten Brutstätten des Pazifischen Tiefseerochens.

Ob an den mittelozeanischen Rücken, in der Tiefsee oder mitten im Nordmeer: Hydrothermale Felder bilden wichtige Oasen des Lebens in der ozeanischen Tiefsee. Denn an diesen unterseeischen Schloten tritt heißes, mineralreiches Wasser aus dem Untergrund und bietet damit eine Lebensgrundlage für zahlreiche mikrobielle und tierische Meeresbewohner. Einige der ältesten Lebensformen unseres Planeten könnten einst an solchen Schwarzen Rauchern entstanden sein.

Hydrothermaler Schlot
Aufnahme eines der aktiven Schlote im neu entdeckten Tortugas-Hydrothermalfeld vor den Galapagos-Inseln. © Schmidt Ocean Institute

Bis zu 15 Meter hohe aktive Schlote am Meeresgrund

Ein Hydrothermalfeld direkt an den Galapagos-Inseln haben nun Geologen um John Jamieson von der Memorial University in Neufundland entdeckt. Für ihre hochauflösende Kartierung des Meeresgrunds rund um dieses Archipel hatte das Team eine ungewöhnliche Methode eingesetzt: Statt den Untergrund vom Schiff aus abzutasten, rüsteten sie einen Tauchroboter mit zwei Sonarsystemen aus. Dies ermöglichte es dem Team, den Meeresgrund mit einer Auflösung von bis zu drei Zentimetern zu kartieren.

Dabei stießen Jamieson und sein Team im Westen des Galapagos-Archipels auf ein zuvor unbekanntes Hydrothermalfeld, das „Tortugas“ getauft wurde. Das Feld voller aktiver Schlote liegt in rund 1.500 bis 2.000 Meter Tiefe am Caldera-Rand des Unterseevulkans Los Huellos East. Auf einer Länge von mehr als 600 Metern ragen an diesem Vulkanhang zahlreiche zehn bis 15 Meter hohe Schlote in die Höhe, aus denen heißes Wasser austritt.

Lebendes Fossil und Kinderstube für Tiefseerochen

Kameraaufnahmen aus dem neu entdeckten Hydrothermalfeld enthüllten, dass diese Schlote und ihre Umgebung von zahlreichen Meerestieren besiedelt sind. Neben typischen Vent-Bewohnern entdeckten Jamieson und sein Team auch 15 Spezies, die für die Galapagos-Region neu sind. Eine davon erwies sich als lebendes Fossil, denn sie gehört zu den urtümlichen Monoplacophora oder Urmützenschnecken. Diese zu den Mollusken zählenden Lebewesen ähneln äußerlich den Napfschnecken, bilden aber eine eigene Tierklasse.

Tiefseerochen
Die hydrothermalen Schlote im Umfeld der Galapagos-Inseln sind eine von weltweit nur zwei bekannten Brutgebieten des Tiefseerochens Bathyraja spinosissima. © Schmidt Ocean Institute

Spannend auch: Am Meeresgrund vor den Galapagos-Inseln entdeckte das Team eine von nur zwei weltweit bekannten Brutgebieten und Kinderstuben des pazifischen Tiefseerochens Bathyraja spinosissima. Diese Rochenart wird bis zu zwei Meter lang und ist weißlich gefärbt. Typisch für sie ist die knorpelige, relativ weiche Schnauze und eine Dornenreihe auf dem Schwanz. Die einzige andere bisher bekannte Kinderstube dieser Tiefseerochen liegt vor der Küste Kanadas.

Hochauflösende Kartierung auch „altbekannter“ Orte

Das Tortugas-Hydrothermalfeld ist nur eine der Neuentdeckungen, welche die Forschenden im Rahmen ihrer Kartierung des Meeresgrunds rund um die Galapagos-Inseln bereits gemacht haben. Die Kartierung lieferte zudem neue Erkenntnisse auch über einige schon zuvor bekannte Hydrothermalfelder wie das 1977 entdeckte Schlot-Feld „Rose Garden“. Die neuen, hochauflösenderen Daten tragen entscheidend dazu bei, die Entwicklung dieser vulkanischen Formationen aufzuzeigen.

„Die detaillierten, mit modernster Technologie erstellten Karten sind außergewöhnlich und enthüllen die ganze Komplexität des Meeresgrunds“, sagt Jyotika Virmani, Direktor des Schmidt Ocean Institute. „Es ist das ozeanische Äquivalent zur aktuellen Rückkehr zum Mond mit der neuesten Technologie des 21. Jahrhunderts.“

Quelle: Schmidt Ocean Institute

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