Geowissen

Gashydrate vor Portugals Küste

Expedition erkundet den Kontinentalrand vor Portugals Küste

Forschungsschiff Maria S. Merian © Institut für Ostseeforschung

Bis Mitte Mai erkunden Wissenschaftler mithilfe des neuen deutschen Forschungsschiffes Maria S. Merian den Kontinentalrand vor Portugal und Marokko. Ziel der Reise sind blubbernde Tiefseevulkane, die jedoch nicht aus erkalteter Lava, sondern aus Schlamm bestehen. Dort treten Gashydrate aus dem Meeresboden aus und bilden den Nährboden für ein ganz besonderes Tiefsee-Ökosystem.

Vom Eis in der nördlichen Ostsee geht es für die Maria S. Merian zum ersten Mal in wärmere Gefilde. Arbeitsgebiet ist die Tiefssee des Golfs von Cadiz vor der Küste Portugals, eine geologisch aktive Zone, mit einer sehr komplexen geologischen Geschichte. Diese Region ist auch das Ursprungsgebiet des schweren Erdbebens von 1755, durch das und den nachfolgenden Tsunami schwere Schäden in Lissabon und im angrenzenden Küstengebiet des Golf von Cadiz verursacht wurden“, erklärt Olaf Pfannkuche vom IFM-GEOMAR, Fahrtleiter dieser Expedition.

Blubbernde Schlammvulkane und Gashydrate

Ziel der Reise sind blubbernde Tiefseevulkane, die jedoch nicht aus erkalteter Lava, sondern aus Schlamm bestehen. Westlich von Gibraltar werden große Mengen des Treibhausgases Methan aus den Tiefseeablagerungen gepresst. Dabei werden große Mengen Schlamm und Geröll um die Austrittsstellen am Meeresboden angehäuft. Die Erlanger Arbeitsgruppe wertet die geologische Entwicklung der Tiefseeökosysteme während der letzten 200.000 Jahre aus.

Während ihrer Expedition werden von den Wissenschaftlern die „Raumfähren der Tiefsee“, so genannte Landersysteme eingesetzt, die videokontrolliert abgesetzt autonom Messungen und Experimente am Meeresboden durchführen. Der tiefste zu untersuchende Schlammvulkan liegt in 3.200 Metern Wassertiefe. Die Expedition ist Teil einer atlantikweiten wissenschaftlichen Kampagne zur Erforschung der Geologie und Biologie der Kontinentalränder mit neuesten Technologien. Sie wird im Rahmen des mit insgesamt 15 Millionen Euro ausgestatteten HERMES Projektes für vier Jahre von der Europäischen Union gefördert.

HERMES taucht ab

Im EU-Projekt HERMES (Hotspot Ecosystem Research on the Margins of European Seas) werden die biologischen, energetischen und mineralischen Ressourcen der Kontinentalränder erforscht, die von 200 bis zu 4.000 Metern Meerestiefe reichen und eine Fläche von einem Drittel der europäischen Landmasse umfassen. Prof. Freiwald leitet für HERMES zwei weitere Großexpeditionen: Eine führt mit dem Forschungsschiff Merian nach Spitzbergen in die Arktis und erkundet die Einflüsse der globalen Erwärmung auf die Meeresökosysteme im Eismeer. Die zweite führt mit dem Forschungsschiff Meteor ins zentrale Mittelmeer. Hier wird der ökologische Zusammenbruch der Tiefwasserriffe während der letzten 15.000 Jahre erforscht. Dieses unterseeische Gebiet liegt fast vollständig innerhalb der Exclusive Economic Zone (EEZ), der Wirtschaftszone, die den Europäern vorbehalten ist.

Es liegt deshalb im Interesse der Staaten dieses Kontinents, das kaum erforschte Reich unter Wasser und seine Gesetzmäßigkeiten kennen zu lernen. Einerseits, um Nutzen daraus ziehen zu können, andererseits aber auch, um die Reservoirs der Tiefsee vor Raubbau und Zerstörung zu schützen.

(idw – Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg; IFM-GEOMAR, 11.04.2006 – AHE)

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