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Geänderte Meeresströme im Arktischen Ozean

FS Polarstern zurück aus der Grönlandsee

FS Polarstern im Isfjorden/Spitzbergen © AWI

Die Strömungsverhältnisse im Arktischen Ozean haben sich anscheinend geändert und auch die Erwärmung des Tiefenwassers in der Framstraße setzt sich weiter fort. Dies sind einige der überraschenden Ergebnisse, die der Forschungseisbrecher Polarstern von seiner achtwöchigen Arktisexpedition mitgebracht hat.

Die internationale 21.Arktisexpedition der Polarstern führte die Wissenschaftler unter Leitung des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung in die Grönlandsee. Im Mittelpunkt stand diesmal die Fortführung mehrerer Langzeitstudien zum Wandel des Klimas und der Meeresströmungen. Zahlreiche am Meeresboden installierte Messstationen zeichnen kontinuierlich die Umweltbedingungen wie Strömung, Temperatur und Salzgehalt des Wassers auf. Mithilfe dieser einmal im Jahr abgelesenen Daten bestimmen die Forscher dann den Wärme- und Süßwasserhaushalt der Grönlandsee und können somit den Einfluss auf die globalen Meeresströmungen abschätzen.

Ostgrönlandstrom ohne Pazifikwasser

Dieses Mal machten die Ozeanographen zwischen Grönland und Spitzbergen sowie vor der Bäreninsel eine überraschende Entdeckung: die Strömungsverhältnisse im Arktischen Ozean scheinen sich geändert zu haben. Denn noch in den 1990er Jahren war das Wasser, das aus dem Pazifik durch die Beringstraße in die Arktis strömt, anschließend im Ostgrönlandstrom zu finden. Nun fehlt dort dieses Wasser jedoch vollständig und fließt stattdessen durch den Kanadischen Archipel westlich von Grönland in den Nordatlantik.

Doch dies blieb nicht die einzige interessante Entdeckung: Denn zusätzlich zur Auswertung der verankerten Stationen maßen die Wissenschaftler auch die Temperatur und den Salzgehalt in der Framstraße zwischen Spitzbergen und Grönland. Ein vorläufiger Vergleich der Meeresoberflächentemperaturen mit denen des letzten Jahres ergab eine Erwärmung im Osten und eine Abkühlung im mittleren und im westlichen Bereich der Framstraße. Hingegen setzt sich in Tiefen unter 50 Meter die deutliche Erwärmung der Vorjahre in der gesamten Framstraße fort und reicht in einigen Bereichen sogar bis in Tiefen unter 2.000 Meter. Eine genaue Auswertung der gesammelten Daten muss nun zeigen, welche Bedeutung die Beobachtungen für das lokale und globale Klima haben könnten.

Höhere Methanproduktion als erwartet

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Die Meereschemiker an Bord der Polarstern untersuchten zudem das im Meerwasser gelöste Treibhausgas Methan. Dieses tritt entweder direkt aus dem Meeresboden aus oder wird im Ozean durch Bakterien erzeugt. Die Auswertung der zahlreich genommenen Wasserproben zeigt, dass mehr Methan in der Wassersäule entsteht als ursprünglich angenommen. So ist vor allem die Produktion in der Eisrandzone bei starker biologischer Aktivität besonders hoch. Zugleich entdeckten Tiefseebiologen in rund 2.000 Metern Tiefe eine große Anzahl unterschiedlichster Bodenorganismen, deren genaue Bestimmung allerdings noch aussteht. Mit ihrer Hilfe wollen die Forscher genauere Aussagen über die Nahrungsnetze in der noch weitgehend unerforschten Tiefsee treffen.

Doch die Wissenschaftler der Polarstern waren nicht nur im Ozean sondern auch an Land aktiv. So wurden bei geologischen Arbeiten am Yermak-Plateau nordwestlich von Spitzbergen trotz schwerer Eisbedingungen zahlreiche Sedimentbohrkerne gewonnen, die den Wissenschaftlern vermutlich Einblick in 100.000 Jahre Klimageschichte geben. Wie weit sie jedoch tatsächlich in die Erdgeschichte zurückreichen, werden erst die abschließenden Untersuchungen der Proben im Labor ergeben.

(AWI, 30.09.2005 – AHE)

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