Gebirgsgletscher und Eiskappen werden bis zum Jahr 2100 vermutlich zwischen 15 und 27 Prozent ihres Volumens verlieren. Das zeigte eine jetzt in „Nature Geoscience“ veröffentlichte Studie. Diese Eisschmelze regionaler Gletscher könnte zwischen knapp neun und 16 Zentimeter zum globalen Meeresspiegelanstieg beitragen, was die im letzten IPPC-Bericht veröffentlichten Prognosen bestätigt. In Europa soll der Verlust der Gletscher sogar bis zu 75 Prozent erreichen.
Dass der Klimawandel Gletscher zum Schmelzen bringt, ist nichts Neues. Auch nicht, dass diese Schmelze verstärkt zum Anstieg der Meeresspiegel beiträgt. Wie hoch jedoch genau der Anteil der Gebirgsgletscher und Eiskappen an dieser Entwicklung ist, war bisher strittig. Denn insbesondere die Zukunft der kleinräumigen Gletscher und ihr Beitrag zum Meeresspiegel sind in globalen Modellen nur schwer zu erfassen und zu prognostizieren.
Reaktion von als 120.0000 Gletschern analysiert
Valentina Radic von der Universität von British Columbia und ihre Kollegin Regine Hock von der schwedischen Universität in Uppsala haben nun basierend auf Daten des World Glacier Inventory erneut die Reaktion der Gletscher auf den Klimawandel untersucht. Ausgehend von den Klimaprognosen von zehn aktuellen Klimamodellen analysierten sie die Reaktion von insgesamt 2.638 Eiskappen und 120.229 Gebirgsgletschern weltweit.
Himalaya am wenigsten, Alpen am stärksten betroffen
Das Ergebnis: bis zum Jahr 2100 wird das Eisvolumen der Gebirgsgletscher und Eiskappen um 15 bis 27 Prozent schrumpfen. Die geringsten Verluste zeigten sich in Grönland und bei den Hochgebirgsgletschern Asiens, am stärksten betroffen waren die Gletscher der europäischen und neuseeländischen Alpen. Dort erreichten die Eisverluste bis zu 75 Prozent. Global betrachtet wird damit mehr als die Hälfte der Gebirgsgletscher und Eiskappen bis ins nächste Jahrhundert überdauern.
Von IPCC prognostizierter Meeresspiegelanstieg durch Schmelze bestätigt
Welchen Einfluss wird dies für den globalen Meeresspiegel haben? Hier stimmen die Prognosen der aktuellen Studie fast komplett mit denen des IPCC überein: Die Forscherinnen ermittelten einen Anstieg durch die Gletscherschmelze von 8,7 bis 16,1 Zentimeter. Das IPCC ging im letzten Weltklimabericht von 2007 von sieben bis 17 Zentimeter aus. Das entspricht einem Anteil von rund einem Drittel am gesamten prognostizierten Meeresspiegelanstieg. (Nature Geoscience, 2011; DOI: 10.1038/ngeo1052)
(Nature, 11.01.2011 – NPO)