Umwelt

Genfer See überraschend hoch mit Plastikmüll belastet

Gewässer in ganz Europa könnten mit Mikro-Kunststoffresten verunreinigt sein

Der Genfersee - Idylle mit viel Plastikmüll © Zacharie Grossen/ CC-by-sa 3.0

Plastikmüll ist kein reines Problem der Ozeane mehr: Auch im Genfer See haben Forscher nun große Mengen an Kunststoffresten entdeckt. In nahezu jeder Wasserprobe fanden sich Polystyrol-Kügelchen, Reste von Fischernetzen und Plastikfolie. Die hohe Konzentration des Plastikmülls sei besorgniserregend, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin „Archives des Sciences“. Welche Auswirkungen die Kunststoffreste für die Tierwelt und Natur haben, wollen sie nun weiter untersuchen.

Plastikmüll wird in den Gewässern der Erde immer zu einem Problem: Vom Land eingeschwemmte Kunststoffreste, über Bord geworfene Gegenstände oder mit dem Abwasser eingeleitete mikroskopisch kleine Kunststoffpartikel breiten sich im Wasser aus. Vor allem das sogenannte Mikroplastik – Teile von weniger als fünf Millimetern Durchmesser – sind Wassertiere eine tödliche Gefahr. Werden sie verschluckt, sammeln sie sich im Verdauungstrakt der Tiere an und verstopfen diesen – die Tiere verhungern dabei oft mit vollem Magen. Werden sie eingeatmet, können sie die Atmung blockieren. Und viele Kunststoffe geben beim Zersetzen zudem giftige Chemikalien frei, darunter Weichmacher und Bisphenol A.

Bisher konzentrierte sich die Erforschung der Vermüllung der Gewässer vor allem auf die Ozeane. Schweizer Forscher haben nun auch einen See in Europa auf seine Belastung mit Kunststoffresten näher untersucht. Sie sammelten dafür die Ufer ab, untersuchten den Mageninhalt von Fischen und Wasservögeln und analysierten Wasserproben. Um auch Plastikmüll aus der Mitte des Sees zu erfassen, zogen sie per Boot ein spezielles Treibnetz hinter sich her.

Genauso viel wie im Mittelmeer

„Wir waren überrascht, selbst in einem so umweltbewussten Land wie der Schweiz so hohe Konzentrationen an Mikroplastik zu finden“, erklärt Florian Faure von der Polytechnischen Hochschule Lausanne (EPFL). In jeder Probe, die vom Ufer genommen wurde, seien Plastikreste enthalten gewesen. Am häufigsten im Wasser und am Ufer vertreten waren Polystyrol-Kugeln, aber auch Reste von Plastikobjekten, Folien und Nylonschnüren. Die Menge des Plastikmülls entsprach dabei derjenigen, die frühere Studien auch schon im Mittelmeer gefunden hatten. Chemische Analysen ergaben, dass viele Plastikpartikel an ihrer Oberfläche giftige Polychlorierte Biphenyle (PCB) ausschieden.

Das sei auch deshalb besorgniserregend, als dass in den letzten Jahrzehnten sowohl am französischen wie auch am schweizerischen Ufer des Genfer Sees intensive Bemühungen gemacht worden seien, die Ufer sauber zu halten, sagen die Forscher. Dass dennoch so viele Mikroplastik-Reste gefunden wurden, spreche dafür, dass es an anderen Seen weltweit ähnlich oder sogar schlimmer aussehe. Die Forscher wollen nun auch andere Seen und Flüsse in der Schweiz auf Plastikmüll hin untersuchen.

(Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne, 29.05.2013 – NPO)

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