Ein internationales Forscherteam hat die Gensequenzen von rund 250 Reptilienarten aus den verschiedensten Regionen Madagaskars verglichen und dabei über 40 neue Arten von Schlangen, Geckos und anderen Echsen identifiziert. Bisher sind knapp 400 Reptilienarten von dieser ostafrikanischen Insel bekannt, die für ihre einzigartige Tier- und Pflanzenwelt berühmt ist. Zum Vergleich: In Deutschland finden sich gerade einmal 13 einheimische Reptilienspezies.
Barcodes im Supermarkt sind längst ein vertrautes Bild. Mit dem kleinen Strichcode ist es möglich, Waren schnell und eindeutig zu identifizieren. Eine ähnliche Idee verfolgt das DNA-Barcoding für Tiere. Anhand bestimmter Genabschnitte, so genannter Barcodes, lassen sich die meisten Tierarten zuverlässig unterscheiden, auch dann, wenn sie sich zum Verwechseln ähnlich sehen.
Bisher größte Barcoding-Studie an Reptilien
Die Wissenschaftler aus Brüssel, München und Braunschweig haben nun in der Fachzeitschrift „PLoS ONE“ die Ergebnisse der bisher größten Barcoding-Studie an Reptilien vorgestellt. „Die große Anzahl neu identifizierter Arten hat uns sehr überrascht, zumal die Reptilien Madagaskars in den letzten 20 Jahren intensiv untersucht worden sind“, meint Zoltán T. Nagy, Erstautor der Studie, vom Royal Belgian Institute of Natural Sciences in Brüssel.
Madagaskar als Hotspot der Artenvielfalt
„Die neuen Ergebnisse unterstreichen einmal mehr die herausragende Bedeutung Madagaskars als wichtiges Zentrum der globalen Artenvielfalt“, ergänzt sein Kollege Gontran Sonet aus demselben Institut. Allerdings müssten die bisher nur genetisch identifizierten Arten noch genauer auf ihre äußeren Unterscheidungsmerkmale untersucht werden, bevor sie wissenschaftlich beschrieben werden können, meint Frank Glaw von der Zoologischen Staatssammlung in München. Dort laufen seit einigen Jahren auch große Barcoding-Projekte mit der bayerischen und ab Mai auch gesamtdeutschen Tierwelt.
Die Datenbank der genetischen Barcodes umfasst 110 der 140 madagassischen Reptilienarten, deren Handel durch das Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) besonders kontrolliert wird. Allerdings werden nach Angaben der Forscher auch heute noch geschützte Tiere aus Madagaskar unter falschen Namen aus dem Land geschmuggelt. Für Zöllner ist es oft kaum möglich, Artnamen auf ihre Richtigkeit zu überprüfen.
Genetische Barcodes entlarven Etikettenschwindel
„Durch die genetischen Barcodes könnte ein solcher Etikettenschwindel in Zukunft jedoch relativ leicht aufgedeckt werden“ erklärt Miguel Vences von der Technischen Universität Braunschweig. Die molekulare Identifizierung von geschützten Tierarten eröffnet daher neue Wege, wie der illegale Tierhandel besser eingedämmt werden kann. (PLoS ONE, 2012)
(Staatliche Naturwissenschaftliche Sammlungen Bayerns, 03.04.2012 – DLO)