Ein tiefer und rund 9.000 Kilometer langer Graben zieht sich durch Ostafrika und spaltet den Kontinent in zwei Hälften: Vulkane, flüssiges Magma und blutrote Natron-Seen säumen seinen Weg und zeugen von der immensen Wärmeenergie, die tief im Erdinneren schlummert. In Kenia wird dieses schier unerschöpfliche Potenzial bereits seit Jahren erfolgreich angezapft. Nun wird auf der 9. Geothermischen Fachtagung vom 15. bis 17. November 2006 in Karlsruhe unter anderem beraten, wie sich dieser Erfolg mithilfe des GEOTHERM-Programms auch auf die Nachbarländer übertragen lässt.
Im Rift Valley in Kenia steht das größte Erdwärmekraftwerk Afrikas: Olkaria deckt rund 14 Prozent des landesweiten Strombedarfs. Aus 2.000 Metern Tiefe strömt 300 Grad heißer Wasserdampf durch Rohrleitungen nach oben und treibt an der Oberfläche mehrere Turbinen an. Insgesamt 121 Megawatt Leistung erreichen die geothermischen Anlagen, die über 100 Erdwärmebrunnen mit der nötigen Energie aus der Tiefe versorgt werden. Doch das soll noch längst nicht alles sein, denn das geothermische Potenzial in Kenia ist groß. Rund 2.000 Megawatt Leistung könnten mit der heute bereits verfügbaren Technologie aus dem Untergrund gewonnen werden – weit mehr, als Kenia derzeit jährlich an Strom produziert.
Deutsche Unterstützung für Kenia
Das Erdwärme-Kraftwerk Olkaria liefert bereits seit 1981 elektrischen Strom. Seit dem Jahr 2003 wird die Nutzung geothermischer Energie in Kenia durch das deutsche GEOTHERM-Programm unterstützt. Im Rahmen dieses Projekts hilft die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) bei technischen Verbesserungen und der Exploration neuer möglicher Standorte. Auftraggeber ist das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Auch die KfW-Entwicklungsbank ist beteiligt und förderte die Erweiterung des Kraftwerkskomplexes vor drei Jahren mit 17 Millionen Euro.
Für Länder wie Eritrea, Uganda, Tansania oder Äthiopien, die auch entlang des Ostafrikanischen Grabenbruchs liegen, sind ähnliche Projekte geplant. Die Länder brauchen die Erschließung dieser neuen Energiequelle, da die Ölpreise längst kritische Marken erreicht haben. In früheren Jahren galt die Wasserkraft als zuverlässiger Energielieferant, doch die verstärkt auftretenden Trockenperioden haben das geändert. Händeringend suchen die afrikanischen Staaten daher nach Alternativen, um die Energieversorgung stabilisieren und den wachsenden Strombedarf decken zu können. Entsprechend groß ist die Hoffnung, den Erfolg des kenianischen Kraftwerks Olkaria II auch auf die Nachbarländer übertragen zu können.
"Mehr Energie von unten"
Diese Frage beschäftigt unter anderem die Wissenschaftler auf der 9. Geothermischen Fachtagung vom 15. bis 17. November 2006 in Karlsruhe. Unter dem Motto "Mehr Energie von unten" dreht sich auch in diesem Jahr wieder alles um die Entwicklung und Nutzung der sauberen und unerschöpflichen Energie aus dem Innern der Erde. Begleitet wird sie durch die Fachausstellung GEOEnergie2006, zu der sich mehr Aussteller angemeldet haben als je zuvor.
Links:
(Geothermische Vereinigung/BGR/GEOTHERM, 29.09.2006 – AHE)