Mineralogen der Universitäten Köln und Bonn sind auf der Suche nach den ältesten Gesteinen im Sonnensystem. Mithilfe eines neuen hochpräzisen Massenspektrometers wollen sie dabei nicht nur irdische Materie sondern auch Mondgestein und Meteoritenfunde unter die Lupe nehmen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt die Arbeiten mit 1,2 Millionen Euro.
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Vor 14,7 Millionen Jahren hagelte es im heutigen Tschechien grünes Glas. Kurz zuvor war in Süddeutschland ein riesiger Meteorit eingeschlagen. Dabei hatte er einen Krater von 23 Kilometern Durchmesser gerissen: Das Nördlinger Ries. Das Projektil verdampfte, mit ihm einige Kubikkilometer Erdgestein. Innerhalb weniger Minuten bildete sich eine Wolke von über 100 Kilometern Höhe. Daraus kondensierten die Glaskörper, die wenig später südlich des heutigen Prag herunterregneten. Ein bis zehn Zentimeter groß sind diese Moldavite. Sie ähneln zerbrochenen Bierflaschen und haben mit dem Gestein, das man heute hunderte Kilometer weiter westlich im Nördlinger Ries findet, augenscheinlich nicht viel gemein. „Mit Isotopenmessungen konnte man aber nachweisen, dass die Moldavite tatsächlich aus dem Meteoritenaufprall stammen“, erklärt der Bonner Mineraloge Professor Dr. Carsten Münker.
Altersrekord: 4,570 Milliarden Jahren
Münkers Arbeitsgruppe hat zusammen mit seinem Kölner Kollegen Professor Dr. Herbert Palme gerade ein neues Messgerät bewilligt bekommen, das diesen Nachweis noch präziser führen könnte: Ein extrem empfindliches Massenspektrometer, mit dem sich die Häufigkeit verschiedener Isotope in Gesteinen und Mineralen messen lässt. „Isotope sind Teilchen ein und desselben chemischen Elements, die jedoch unterschiedliche Massen besitzen, also unterschiedlich ’schwer‘ sind“, erklärt Münker. „Mit dem neuen Gerät können wir den Anteil eines Isotops in einem Festkörper bis auf 0,001 Prozent genau bestimmen.“ Mit dem 1,2 Millionen Euro teuren Gerät wollen die Mineralogen nun nach den ältesten Gesteinen und Mineralen im Sonnensystem fahnden. Bisheriger Rekordhalter sind nach neuen Ergebnissen der Köln-Bonner Mineralogen die so genannten Eisen-Meteorite: Sie sind bis zu 4,570 Milliarden Jahre alt und damit etwa 3 Millionen Jahre vor dem bislang ältesten datierten Material im Sonnensystem entstanden.