Gewaltiger Einschlag: Wissenschaftler haben in Australien Hinweise auf einen urzeitlichen Asteroideneinschlag entdeckt. Spuren in rund 3,5 Milliarden Jahre altem Gestein deuten auf den Einschlag hin. Er ist damit der zweitälteste Niedergang eines solchen Himmelskörpers auf der Erde, von dem Forscher wissen – und hatte für unseren Planeten wahrscheinlich gravierende Auswirkungen.
Mit bloßem Auge kann man sie von der Erde aus erkennen: Die Einschlagskrater gewaltiger Asteroiden, die ihre Spuren vor rund 3,8 Milliarden Jahren auf dem Mond hinterließen. Auch unser Planet wurde im Laufe seiner Geschichte mehrmals von solchen Himmelskörpern getroffen. Davon zeugen große Einschlagskrater unter anderem in Schweden, Kanada oder in Australien.
Die meisten dieser Treffer sind mindestens mehrere Millionen oder sogar hunderte Millionen Jahre her – und Wissenschaftler haben nun Hinweise auf einen weiteren urzeitlichen Einschlag gefunden. Das Team um Andrew Glikson von der Australian National University entdeckte Spuren eines Asteroiden in einer der ältesten Sedimentschichten der Erde.
Einschlagsrelikte im Sediment
Kleine glasartig erstarrte Gesteinströpfchen in Bodenproben aus dem sogenannten Pilbara-Kraton im Nordwesten Australiens waren für die Forscher das entscheidende Indiz. Sie entstehen, wenn Gestein bei einem Einschlag schmilzt, in die Atmosphäre geschleudert wird und dort zu Glas erstarrt. Die erkalteten, harten Glaskügelchen regnen dann wieder auf die Erde hinab und bleiben als Relikte des Einschlags erhalten.
„Der Pilbara-Kraton gehört zu den Gebieten mit den ältesten irdischen Gesteinen, die bisher gefunden wurden. Auf die ein bis zwei Millimeter großen Glaskügelchen sind wir in 3,46 Milliarden Jahre alten marinen Sedimenten gestoßen und vermuteten sofort, dass sie von einem Asteroiden stammen“, erklären Glikson und seine Kollegen.
Gravierende Auswirkungen
Analysen bestätigten diese Annahme: Demnach enthält das Gestein Elemente wie Platin, Nickel und Chrom in einer Zusammensetzung wie sie typischerweise in Asteroiden zu finden ist. Anhand der Verteilung der Abwurfstücke in verschiedenen Tiefen des Sediments konnten die Forscher zudem auf die Impaktstärke des niedergegangenen Brockens schließen: „Der Asteroid muss zwischen 20 und 30 Kilometer breit gewesen sein und einen Krater von mehreren hundert Kilometern Durchmesser erzeugt haben“, so das Team.
Sogenannte Brekzien in den Sedimentschichten zeigten zudem, welche Konsequenzen der Einschlag gehabt haben könnte: Eine Ansammlung unsortierter Kieselgesteinstrümmer, die durch hohe Drücke verdichtet und zusammengebacken worden sind, könnte den Forschern zufolge von einem Tsunami-Ereignis zeugen. „Der Einschlag hat wahrscheinlich riesige Erdbeben und Tsunamis verursacht und dabei Felsen zum Zerbröckeln gebracht“, sagt Glikson.
Zweitältester Asteroideneinschlag
Der Asteroideneinschlag wäre damit nicht nur der zweitälteste, dessen Spuren Wissenschaftler bislang auf der Erde entdeckt haben – sondern auch einer der größten. „Ein Einschlag von diesem Ausmaß muss unter anderem gravierende tektonische Verschiebungen zur Folge gehabt haben. Das könnte die Entwicklung der Erde deutlich beeinflusst haben“, schließen die Forscher.
In Zukunft wollen sie nach weiteren Belegen für große urzeitliche Asteroideneinschläge suchen, deren Einschlagskrater durch vulkanische Aktivitäten und Plattenbewegungen verschwanden und somit dem Auge heute verborgen sind.
„Das ist nur die Spitze des Eisbergs. Es könnte noch hunderte weitere ähnlich alte Impaktspuren geben – auch wenn wir bisher insgesamt nur von siebzehn Einschlägen wissen, die älter als 2,5 Milliarden Jahre sind“, glaubt Glikson. Erst im vergangenen Jahr hatte sein Team Hinweise auf einen anderen gewaltigen Einschlag in Australien entdeckt, der sich jedoch vermutlich früher ereignete. (Precambrian Research, 2016; doi: 10.1016/j.precamres.2016.04.003)
(Australian National University, 17.05.2016 – DAL)